Info
Bandname: Philip H.
Anselmo & The Illegals
Albumname: Walk Through Exits Only
Musikrichtung:
(Bizarre) Metal
Erscheinungsjahr:
2013
Label: Housecore Records /
Season of Mist
Herkunft: USA
Facebook: www.facebook.com/Philipillegals
Website:
www.philanselmo.com
Immer in Bewegung bleiben, scheint so
bisschen das Motto von PHILIP ANSELMO zu sein. Trotzdem er fleißig auf
Konzertreisen unterwegs ist und nebenbei mal eben ein eigenes Horrorfilm- und
Musikfestival auf die Beine stellt, hat er trotzdem Zeit gefunden neben
allerlei anderen musikalischen Verpflichtungen, sein erstes Soloalbum
aufzunehmen. Dieses habe ich heute auf dem Seziertisch liegen und freue mich
schon sehr darauf. Denn was der gute Mann hier verzapft hat, trifft genau
meinen Nerv. Ein Album das Seinesgleichen sucht! Der Schlüssel ist im Prinzip
nur (wie so oft) die eigene Erwartung. Wer hofft, dass Herr Anselmo sich hier
in Eigenzitaten verliert und Altbewährtes mit Blick auf Akzeptanz und
Verkaufszahlen nur aufwärmt, dem sei der Zahn gleich gezogen! Natürlich findet
man hier und da vereinzelt kleine Färbungen, die zeigen wo der Mann musikalisch
herkommt. Dabei bleibt es aber auch! Wer sowieso völlig unbeleckt an das Album
herangeht, weil er bisher keinerlei Berührung zum bisherigen Schaffen des
Künstlers hatte, umso besser. Ich gehöre zwar nicht zu dieser Gruppe, habe mich
aber genau mit dieser Einstellung Walk
Through Exits Only hingegeben.
Der Einstieg präsentiert sich mit „Music
media is my whore“ als zähfließender schwerfälliger Klumpen bei dem uns PHILIP
H. ANSELMO erst einmal eindringlich die Hausordnung vergegenwärtigt. Dieses
Stück sollte man also eher als einstimmenden Prolog betrachten bevor die Reise
so richtig losgeht, dann gibt es aber kein Zurück mehr.
Rumpelnd holprig
springt einem „Battalion of zero“ ins Gesicht. Phil schreit und keift sich die
Seele aus dem Leib, während die Band pulsierend wirbelnd ein bleischweres
Fundament gießt. Tempo- und Rhythmuswechsel gibt es am laufenden Band. Nichts
mit Easy-Listening!
Noch eine ganze Kante energischer tönt „Betrayed“. Kaum hat
sich das Ohr orientiert und will sich festhaken, reißt man alles wieder
auseinander und schiebt es in andere Richtung. So wirr sich das im ersten
Moment anfühlen mag, ist es aber nicht. Es ist trotzdem griffig und durchaus
greifbar, man muss sich nur drauf einlassen. Eine skurrile Klangcollage bricht
unvermittelt hervor und ebnet den Weg für „Usurper bastard’s rant“.
Das Tempo zieht
an und man sieht sich mit einem weiteren energiegeladenen Monster konfrontiert.
Knallige Thrash-Riffs mit häufigem Pinch-Harmonics –Einsatz. Zwischenzeitlich
scheint sich alles zu einem unentwirrbaren Netz zu verweben und bleibt trotzdem
nachvollziehbar. Stimmlich nutzt Phil einmal mehr sein weites Spektrum an
Klang- und Zornfarben. Dynamisch, vielschichtig und alles andere als
gewöhnlich, schlicht herrlich!
Irrwitzige Breaks und Leads, hypnotische Grooves
im stets kontrollierten Chaos hält „Walk
through exits only“ bereit. Dieser Song
ist der Oberhammer! Es gibt dabei so viel zu entdecken und erfahren, dass man
gar nicht anders kann, als gebannt zuzuhören. Was einem hier an verschiedensten
Elementen geboten wird, verarbeiten andere auf kompletten Alben. Dabei wirkt es zu jeder Zeit organisch und
nicht konstruiert. Eine Gratwanderung! Diese authentische Wut, die Phil Anselmo
dem Hören entgegenschleudert, weist sämtliche Shouter der unzähligen
Core-Kapellen in die Schranken, die nur kläglich versuchen wirklich aggressiv zu klingen. Ihm macht so
schnell in dieser Disziplin keiner was vor, seine Wut hat Substanz. „I walk through exits only – because I can“. Exakt!
Keine
Verschnaufpause, denn „Bedroom destroyer” nimmt an Intensität nicht ab. Der
Song prescht nach Vorn und bietet einen wunderbar holprigen Refrain, den man so
nicht erwartet und der trotzdem irgendwie perfekt passt. Wer also die Nase voll
hat von den ewig gleichen Songs von der Stange, wird hier bestens bedient. Im
Ausklang wird es schön schwebend sphärisch, welch krasser Gegensatz. Aber davon gibt es auf Walk Through Exits Only zum Glück
genügend.
„Bedridden“ kommt im ersten Moment etwas zurückhaltender und eher
groovelastiger daher. Wirbelt aber im Verlauf wieder genügend Staub auf. Dabei gibt
es auch längere Passagen, bei denen man in Ruhe bangen kann, ohne Sorge zu
haben, dass einem die Halswirbel in alle Himmelsrichtungen davonfliegen.
Kompaktester Song des Albums, deswegen aber nicht schlechter als der Rest!
Unvermittelt
knallt einem „Irrelevant walls and computer screens“ um die Ohren. Wieder
versprüht man den Hauch des Irrationalen, ein Labsal für meine Ohren. Breaks,
Groove, Wucht und Energie ohne Ende. Phil Anselmos Darbietung lässt für
Genießer keine Wünsche offen und authentischer geht’s sowieso nicht. Man ist so
mitgerissen von seinem ehrlichen Zorn, dass man geneigt ist auf die Frage im
Text: „Does one and one make three?“ unterwürfig automatisch mit „Ja“ zu
antworten. Das Stück schwenkt abrupt um und entfaltet sich zu einer weiteren
grotesken Klangcollage, die den Charakter eines stotternden Flugzeugmotors im
Sinkflug innehat. Doch auch das verstummt plötzlich und lässt einen in einem
Schwebezustand zurück und allmählich fällt man immer tiefer ins Klangnirwana.
Fazit:
Es ist schwierig zu beschreiben, was einen bei diesem Album erwartet, denn mit bloßen
Worten kann man Walk Through Exits Only
nicht gerecht werden. PHIL ANSELMO liefert hier einen wunderbar bizarren
Wutbrocken ab, der sich in 8 garstige Teile gliedert und sich deutlich von der
Masse abhebt. Nichts für Nebenbei, dieses Album will bewusst genossen werden! Die
Stücke sind zu jeder Zeit wohltuend authentisch und packend. Es gibt keine
Songs im klassischen Strickmuster oder sonstige anbiedernd gefällige Momente
und vorhersehbar ist es ebenfalls nicht. Sicherlich mag das den einen oder
anderen im ersten Moment etwas ratlos zurücklassen, aber das hängt nun mal auch
von den eigenen Hörgewohnheiten ab.
Ich persönlich finde das Album sehr
zugänglich und erquickend frisch trotz seiner Sperrigkeit. Eine wohltuende
Abwechslung zu den oftmals sehr gleichförmigen Veröffentlichungen anderer
Szenevertreter.
Das Einzige was man bemängeln könnte, ist die überschaubare
Spielzeit von guten 40 Minuten. In denen präsentiert man jedoch jede Menge
brachiale Atmosphäre und wahre Emotionen, verpackt in einem organischen
Klanggerüst.
Ein Wutausbruch par excellence - kein Soundtrack zum
Kindergeburtstag!
Hörtipps: ALLES und das in Dauerrotation – Nebenwirkungen
ausgeschlossen!
Bewertung: 10 von 10 Punkten
Tracklist:
01.Music media
is my whore
02.Battalion of zero
03.Betrayed
04.Usurper bastard’s rant
05.Walk
through exits only
06.Bedroom destroyer
07.Bedridden
08.Irrelevant walls and computer
screens
Besetzung:
Philip H. Anselmo – Voice and handmade special FX
Marzi
Montazeri – Axes and landscrapes
Jose Manuel Gonzalez – Drumbeats
Bennett
Bartley – GWB bassdose
Für die Freunde der physischen Tonträger:
Erschienen
ist Walk Through Exits Only als
Digipak-CD und auf Vinyl (transparent green vinyl, clear splattered vinyl und
grey/red vinyl)
Top Review. Kann die ganzen negativen Reviews überhaupt nicht nachvollziehen. Seit langer langer Zeit läuft bei mir eine Scheibe wieder in Dauerrotation im Player.
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