Info
Bandname: Neil Young & Crazy Horse
Bandname: Neil Young & Crazy Horse
Albumname: Life
Musikrichtung: Rock
Erscheinungsjahr: 1987
Label: Geffen
Herkunft: Kanada
Website: http://www.neilyoung.com
Ich begrüße alle Leser recht herzlich zu einem neuen/alten
Rock Classics Review!
Als heutiges Schmankerl hab ich mir zum 25jährigen Jubiläum
das Life Album von Captain Young und seinen singenden Rossen herangezogen. Zur
Bewertungsfindung stand mir ein Plattenspieler von Sony und die LP von 1987 in
guter Qualität zur Seite.
Ich will nicht lange um den heißen Brei reden, deshalb geht
es auch gleich los.
Das Album startet mit dem Opener – wie immer. Aber was sich Mister Young hier geleistet
hat ist für mich Massenhypnose auf höchstem Niveau! „Mideast Vacation“ schimpft
sich das erste Tralala der Platte und basiert auf einer Effektwelle
sondersgleichen. Textlich lässt sich hier natürlich schon am Titel erahnen,
dass hier wieder gegen das Regime der USA gewettert wird, aber dass man das
auch noch so sphärisch verpacken kann, hätte ich nieeeeeeee gedacht. Aber Neil
Young versteift sich ja auch selten in absoluter Ernsthaftigkeit und liefert
mit der Textzeile: „[...]I was Rambo in the disco, I was shootin´ to the beat
[...]“ eine Phrase die zum Schmunzeln und Nachdenken gleichermaßen anregt.
Es sei aber gesagt, dass trotz des modernen Klanges der
Effekte sein Grunge nicht weniger erwähnenswert ist. Spätestens beim Solo weiß
jeder um welchen Musiker es sich handelt und das ist auch genau das, was diesen
Titel für mich so unwiderstehlich macht! GENIAL!
Es folgt ein anmutig, leichtes Klaviersspiel (Keyboardspiel,
ist vielleicht die treffende Bezeichnung – typisch für 80er) mit einem sehr
Neil Young typischen Mundharmonikaintro – „Long Walk Home“. Einfach schön, wie
man sich tragen lassen kann; und das nur von der Melodie. Textschreiberisch hat
sich Neil Young wieder nicht die Blöße gegeben und er erhebt in Wortform erneut
den Mittelfinger in Richtung der Nordamerikanischen Regierung. Untermalt wird dies durch Kanonenschüsse vorm Refrain. Auch sehr schön umgesetzt, aber nicht so
hypnotisch wie der erste Brenner.
Gleich im Anschluss rechnet Young noch eben mit der
Kurzlebigkeit der Gesellschaft und der Weltordnung ab. „Around the World” vermittelt den
Sound eines Hippiefestivals, wahrscheinlich hat er den billigsten Fischerprice
Recorder mit Delay gekauft, um die Gesangsspur so aufzunehmen. Er ist eben ein
„Revoluzer“ und das drückt er auch mit der Musik aus. Der eigentliche
Leberhaken kommt aber beim Refrain, bei welchem ich stets einen 1A Robodance
hinblättern muss - „Fashion change...(Synthiegedudel)...Stylechange...(Synthiegedudel)...Haaaaaaaa...“
Das ist einfach nur zu gut, um wahr zu sein! Alle Instrumente sind richtig toll
aufeinander abgestimmt, da stimmt eben die Chemie. Das ist aber so eine
typische Neil Young & Crazy Horse Eigenart – Symbiotisch!
Und da kommen wir auch schon zum Ende der ersten Seite. Die
Abschlussformation nennt sich „Inca Queen“ und bewegt sich textlich eher auf
gleicher Ebene mit „After The Gold Rush“. Da ist kein Bezug zur Realität, aber man wird metaphorisch
durch das Songgestrüpp geführt und das soll nicht negativ ausgelegt werden. Das
ist nämlich ein sehr schöner Titel. Schwebend, leicht bekömmlich und unendliche
Spielfreude. Auch mit reichlich Effekten beladen; charakteristisch für das
bisher gehörte. Der Titel rundet die erste Seite perfekt ab und ist mit 8min
auch nicht für zu lang empfunden – meinerseits jedenfalls.
Oooooookay, wir haben uns kurz regeneriert, die
Schallplattennadel hat das Ende der ersten Seite erreicht und es bleibt ein
recht abwechslungsreicher Nachgeschmack mit eher sphärischen Klängen und einem
weiterhin erhobenem Mittelfinger in Puncto Regierung, Weltordnung und
Gesellschaft. Wer bis jetzt kein Bier geöffnet hat, sollte sich wenigstens eins
bereitstellen; oder von mir aus auch einen Saft (ich will ja keinem das
Biertrinken vorschreiben). Und man kann auch schon einige Gegenstände wie
Tische und Stühle beiseite räumen, denn es geht gleich rund!
Ich drehe die Platte um und drücke die Playtaste des
Plattenspielers. Es wird aber auch Zeit: „Too Lonely“ lässt mit einfacher
Akkordfolge einen richtigen Standardrocker heraushängen, aber mit den
Gangshouts hat der Titel soviel Power, dass es einem sofort die Gliedmaßen
elektrisiert! Wildes Stampfen und windmühlenartiges Luftgitarrespielen inbegriffen.
Ich bin auch ehrlich: das ist sicherlich nicht der Song, der in die
Rockgeschichte eingeht, aber das Ding macht soviel Laune, dass man die Scheibe
definitiv weiterhört. Kein großes Geplänkel, sondern straight Rock´n´Roll.
Textlich hat der Song natürlich auch einige Hingucker – Beispiel: „[...]i´ve
got a fast car, and a strong arm – too lonely to fall in love“ Interpretationen sind hier natürlich
strengstens erwünscht.
Da auf der ersten Seite politisch schon ordentlich
aufgeräumt wurde folgt nun die Ernüchterung für die Plattenfirmen. „Prisoners
of Rock´n´Roll” ist ein Song wie es ihn schon zu Hauf gibt, da beißt die Maus
keinen Faden ab, aber eins ist sicher: einen Refrain zu verzapfen, der
ironischer Weise eher auf die eigene Unfähigkeit schließt, das ist Rock –
„that´s why we don´t wanna be good“.
„We don´t wanna be watered down, takin´ orders from record
company clowns“, super, und die Gesangsrhythmik umschmeichelt den Text
natürlich bestens.
Trotzdem wieder kein Rocker für die Ewigkeit.
„Cryin´ Eyes“ ist wieder ein Stampfer, aber ohne größere
Lichtblicke. Die Basslinie ist eingängig und einfach, die Backing Vocals lassen
den Refrain auch nach dem 20 Bier noch mitreißend klingen. Ein Brüller, wenn
man den Song genauer betrachtet, aber leider plätschert er nur kurz dahin und
gibt ein den Schuss zur Kehrtwende des Albums.
Wie es sich erahnen ließ kommt mit „when your lonely heart breaks“ ein Song der das Herz mit
Bitterkeit umspült und tief in die Eingeweide drückt. Schade, dass man gerade so
in Rocklaune ist, denn der Song hat eigentlich richtig was zu bieten. Der ist
vom Songwriting her wieder ein etwas anspruchsvoller und vom Text her... da
lässt sich Niveau nicht abstreiten. Der Song geht an der Stelle aber unter, da
man sich schlecht auf den Text konzentrieren kann, und verleitet bei der CD
sicherlich zum Überspringen. BITTE DIESEN TITEL LAUFEN LASSEN. Das kann ich nur
empfehlen. Thematik ist klar. Da sollte man mit Feingefühl herangehen.
Abschließend läuft da noch „we never danced“. Was soll ich
zu diesem Titel sagen? Irgendwie ist der dann doch ein Rausschmeißer.
Sicherlich ist so ein Titel auch nicht ohne Grund entstanden, aber im Refrain
hat man das Gefühl von einem mit Wein bekleckertem, volltrunkenem Gondoliere
durch die stinkenden Fleete Venedigs geschippert zu werden. Ein bisschen zu
schnulzig für mich, aber Fans der Flippers können diesem Titel sicher etwas
abgewinnen.
Fazit: Ich denke, dass wir es hier mit einem großartigem
Album zu tun haben. Sicherlich nicht nur zum nebenbei anhören, sondern eher
etwas für gespannte Zuhörer. Das Album passt in die Dekade und macht trotzdem
wahnsinnig Spaß. Der eine oder andere Song ist Zeitlos und sollte mit mehr
Beachtung bedacht werden.
Ich höre mir das Album noch weitere Male an, da es mich nach wie
vor festhält und das wird sich so schnell nicht ändern!
Vielen Dank und bis bald,
sagt der Ron!
Hörtipps:
Mideast
Vacation
Around The
World
Too Lonely
When Your
Lonely Heart Breaks
Bewertung: 8,5 von 10 Punkten
Tracklist:
01. Mideast Vacation
02. Long Walk Home
03. Around The World
04. Inca Queen
05. Too Lonely
06. Prisoners of Rock´n´Roll
07. Cryin´ Eyes
08. When Your Lonely Heart Breaks
09. We never Danced
02. Long Walk Home
03. Around The World
04. Inca Queen
05. Too Lonely
06. Prisoners of Rock´n´Roll
07. Cryin´ Eyes
08. When Your Lonely Heart Breaks
09. We never Danced
Besetzung:
Vocals, Guitar, Harmonica: Neil
Young
Bass: Billy Talbot
Guitar/Keyboards: Frank Sampedro
Drums: Ralph Molina