Mittwoch, 13. November 2013

CD-Review: I Fight Lions - I Fight Lions


Info
Bandname: I Fight Lions
Albumname: I Fight Lions
Musikrichtung: Alternative Rock
Erscheinungsjahr: 2013
Label: n.a.
Herkunft: Wales
Facebook: www.facebook.com/ifightlions

Wir hatten dieses Jahr zwar schon einige walisische Bands, aber bisher hat es keine zweimal in einem Jahr auf den Blog geschafft. Mit I FIGHT LIONS ändert sich das allerdings, denn nachdem die Band im März ihre zweite EP Storm veröffentlichte und meine Aufmerksamkeit erlangte, folgt nun am 2.12.2013 ihr Debütalbum – mit dem Namen I Fight Lions.

Zuerst schnell was zur Produktion – für alle Nerds, denen es wichtig ist. Jeder „professionelle“ Produzent, ob er nun für Roadrunner, Sony, BMG oder Fat Eye Dive Records arbeitet, sollte sich hier mal ganz dringend den Klang des Schlagzeugs anhören. Hier gibt es einiges zu lernen und tatsächlich kann man auf dem Album die Bezeichnung Bass Drum verwenden, ohne von bösen Blicken und Alpträumen geplagt zu werden. Ein großer Pluspunkt meinserseits.

Musikalisch startet I Fight Lions mit „Chwara' Hi'n Saff“ und vielleicht werden sich die Leser des ersten Reviews daran erinnern, dass die Jungs sehr stolz auf ihre Muttersprache sind. Das wird auch hier wieder gezeigt, denn auf dem gesamten Album halten sich Englisch und Walisisch die Waage. Der Titel an sich ist eine leicht progressiv angehauchte Nummer, bei der die Band beweist, dass sie musikalisch doch sehr ausgereifte Songs schreiben können. „Barroom Brawl“ ist ein eher schneller Titel mit viel Drive im Refrain, bei dem sogar Double Bass-Fans auf ihre Kosten kommen können. Ein richtig guter Start ins Album!

Weiter geht es mit einem Titel, den ich noch von der EP im Ohr habe: „Casanova“. Eigentlich ist hier bereits in meinem ersten Review alles gesagt worden: cooler Bass, coole Vocals, ein klein wenig russisch anmutende Melodien, alles in allem top! Weiter geht’s mit „Frankie“, der mich in der Strophe stark an das ein oder andere 16 HORSEPOWER/WOVEN HAND-Lied erinnert. Leicht countrylastig, aber trotz allem stark alternativ (man beachte die Rockorgel im Refrain!) und für mich einer der wichtigen Hörtipps.

„Storm“ ist wieder ein alter Bekannter. Unschwer zu erkennen handelt sich hierbei um den Titelsong der EP, bei dem sich mir immer wieder der Bass in Erinnerung ruft. Insgesamt ein richtig guter Rocksong, den ich auch nach über einem halben Jahr noch jeden ans Herz legen kann. Ein weiterer Favorit meinerseits folgt mit „Carousels“, einem erneut recht schnellen Titel. Langweilig wird es einem auf dem Album bisher auf gar keinen Fall. Der Mittelteil erinnert mich sogar tatsächlich ein wenig ans Karussell-Fahren und im Anschluss daran folgt ein Mitsing-Teil, den man früh morgens nach dem Aufwachen immer noch im Ohr haben wird.

Das gilt allerdings auch für „Dy Dalent Ar Waith“. Leicht spanisch-lastige Klänge in der Strophe werden im Refrain von einem sehr mystisch anmutenden Background-Gesang abgelöst und am Ende gibt es noch einen großartigen „Kanon“. Nur für diesen Teil würde es sich schon lohnen, Walisisch zu lernen, damit man endlich mal mitsingen kann ohne sich die Zunge zu verknoten. 45 Minuten – es wäre nicht zu viel verlangt! Gefolgt wird die Nummer von „Silver Tongue City Slickers“. Irgendwie scheinen es I FIGHT LIONS auf Dreiviertel-Takte abgesehen zu haben. Bei den meisten Songs könnte man tatsächlich den Walzer auspacken – wobei das auf einem Rock-Konzert doch etwas seltsam aussähe. Auch hier gilt wieder: Wer gegen Ohrwürmer und Singalong-Parts allergisch ist, sollte sich diesen Titel aus medizinischen Gründen besser nicht antun.

„Dim Byd o Bwys“ kommt etwas poppiger daher als der Rest des Albums, sorgt damit also erneut für ein wenig mehr Abwechslung. Vom Songwriting her gibt es bei dieser Band sicher nichts zu bemängeln, auch wenn der Titel doch eher ein kleiner Lückenfüller ist. „I Should Quit“ hingegen startet mit einem Neil-Young-Intro und macht danach einfach nur Spaß. Textlich wird hier wunderschön ironisch Kritik an der Kritik geübt („If everyone liked everything then everyone would be boring“). Ich stimme zu.

„Chwil a Chwerw“ war für mich vor einem halben Jahr der Hit der EP, wurde mittlerweile jedoch von „Casanova“ abgelöst. Auf dem Album sorgt er zu Beginn für etwas ruhigere Stimmung, was mir persönlich bisher noch gefehlt hatte. Iron-Maiden-Atmosphäre bekommt man im Mittelteil übrigens immer noch gratis dazu. Abgeschlossen wird I Fight Lions dann von meinem neuen Lieblingstitel. „You Don't Want to Know“ überzeugt mich mit seiner 50er/60er-Jahre Schulball-Atmosphäre und der großartigen Gesangsleistung. Ach ja, und dem Aufbau des Songs, der gegen Ende förmlich explodiert! Ein weiterer Kandidat für die Dauerwiederholungsschleife!

Fazit: Ich hatte ja schon im März „angedroht“, dass ich I FIGHT LIONS im Auge behalten würde und ich kann nur sagen: Es hat sich gelohnt! Abwechslung (musikalisch wie auch sprachlich), tolles Songwriting und eine Produktion, von der sich viele „Profis“ mal eine Scheibe abschneiden sollten. Die Jungs machen Spaß!

Hörtipps: „Barroom Brawl“, „Frankie“, „Dy Dalent Ar Waith“, „Chwil a Chwerw“, „You Don't Want to Know“

Bewertung: 9 von 10 Punkten

Tracklist:
1. Chwara' Hi'n Saff
2. Barroom Brawl
3. Casanova
4. Frankie
5. Storm
6. Carousels
7. Dy Dalent Ar Waith
8. Silver Tongued City Slickers
9. Dim Byd o Bwyd
10. I Should Quit
11. Chwil a Chwerw
12. You Don't Want to Know

Besetzung:
Vocals, Guitars: Hywel Pitts
Guitars: Dan Owen
Bass: David Thomas
Drums: Rhys Evans

Donnerstag, 7. November 2013

Podcast: Satan's Satyrs - Wild Beyond Belief!

Episode 18, wieder mit einer Scheibe die vor einem Jahr regulär erschienen ist, jedoch erst 2013 in Europa als Vinyl LP veröffentlicht wurde.
Etwas anderer Punk mit vielen Horrorzitaten - "Dracula A.D." mit Christopher Lee lässt grüßen!


Mittwoch, 6. November 2013

CD-Review: Franklin Zoo - Untamed


Info
Bandname: Franklin Zoo
Albumname: Untamed
Musikrichtung: Hard Rock
Erscheinungsjahr: 2013
Label: FZ Music
Herkunft: Dänemark
Facebook: https://www.facebook.com/franklinzoofb

Dass Dänen recht gute Rockbands stellen, ist dem ein oder anderen vielleicht schon durch D-A-D aufgefallen. Jetzt gibt es durch FRANKLIN ZOO's Debütalbum Untamed Nachschub für die Freunde der Rockmusik aus den nördlicheren Gebieten Europas. Was wir davon halten? Lest selbst!

Nach dem doch eher düsteren Intro, das mich doomig auf das mir bevorstehende Album vorbereitet und einen ersten und durchaus positiven Eindruck von der Produktion der Platte beschert, folgt mit „Overflown“ der eigentliche Beginn. Progressivität und weiterhin doomige Töne, gepaart mit starkem, emotionalem Gesang und einem relativ langsamen Grundtempo lassen mich zwischen Erinnerungen an METALLICA's Load/Reload und diversen Mastodon-Scheiben schwanken. Für mich ein guter, wenn auch etwas schleppender Anfang für Untamed.

Auch „My Dying Day“ gehört zur eher langsameren Sorte. Für die Freunde des schnellen „in-your-face“-Hard-Rocks wird sich FRANKLIN ZOO eher nicht anbieten. Der Titel überzeugt mich persönlich dennoch mit seiner unweigerlich packenden Art und dem wahnsinnig ohrwurmtauglichen Refrain. Auch „Peace of Mind“ verändert das Tempo nicht grundlegend, allerdings gibt es hier für die Freunde des langsamen Grooves genug Anlass zu Jubelschreien. Wer hier keine Riffs spüren kann, dem sollte man diese Band vielleicht zukünftig nicht mehr ans Herz legen. Viel intensiver können Riffs nicht sein.

„Stay“ überrascht dann doch mit einem schnelleren Grundtempo. Ein bisschen Speed fehlte anscheinend der Band selbst auch. Allerdings muss man deshalb nicht auf die groovigen Riffs verzichten – die bekommt man dafür nämlich in der Strophe. Was bleibt mir zu dem Song noch zu sagen? Solo, Solo, Solo mit einhergehendem Break, Solo! Großartig! Hörtipp! Ausrufezeichen! Und damit man die Freunde des Langsamkeitsrauschs wieder aufholen lassen kann, folgt mit „Lost Cause“ wieder ein doomig-grooviger Titel bei dem man im Refrain einfach nicht ruhig bleiben kann. Der Chorus wurde für Stadien geschrieben.

Ein weiterer Stadiontrack folgt mit „Known I'm Me“. Gerade als man dachte, die Jungs könnten nicht noch mehr Tempo rausnehmen – eine Rockballade. Eine gefühlvolle Strophe hindert den Song nicht daran, sich langsam aber sich im Stile des FOO FIGHTER-Titels „These Days“ aufzubauen und letztendlich im Solo zu seiner vollen Blüte zu kommen. Eine großartige Komposition und nicht weniger als ein Muss unter den Hörtipps. Ein weiterer folgt mit „Silent Screams“ auf dem Fuß. Hier wird zumindest im Intro das Tempo erstmal wieder angezogen, bevor man dann in MACHINE-HEAD-artige Riffs geworfen wird. Getoppt wird das Ganze mit einem deftigen Schuss Groove im Refrain und fertig ist der klassische NRR-Spruch: Diese beiden Songs – 45 Minuten! Ist das zu viel verlangt?

Auch der folgende Song spart nicht an Mitnick-Gelegenheiten. „Say It Out Loud“ scheint noch einmal bestätigen zu wollen, dass das Album trotz seines eher schleppenden Beginns noch besser werden will. Allerdings ist mir der Refrain doch etwas zu pathos-überladen (auch wenn wir bei New Rock Reviews schon weit mehr Pathos geboten bekommen haben). Immerhin gleicht das tolle Solo ein wenig aus. Nächster Titel: Groove – und bitte! Das Intro zu „Wolfman“ muss man einfach mögen. Die Strophe hält sich wieder stark an MASTODON, der Refrain könnte etwas mehr Geschwindigkeit haben (leider kommt die erst für zwei Riffdurchläufe am Ende), ansonsten jedoch eine ganz gelungene Nummer.

Auch „Your Man“ bietet nicht mehr viel Geschwindigkeit. Dafür aber eine Rock-Hymne, die doch ganz gut geworden ist. Besonders die kleineren Gitarren-Solos während der zweiten Strophe gehen mir gut ins Ohr, wohingegen die eigentlichen Soli (gespielt von beiden Gitarristen im Wechsel) meine Gehörgänge total wegpustet. Ganz groß. Den Abschluss bietet dann mit „Lean Into My Head“ wieder ein unglaublich langsamer Song, der erst im Refrain so richtig anfängt Spaß zu machen. Ein schnellerer Rocker wie „Stay“ wäre meines Erachtens eher angebracht gewesen, auch wenn der Song seine Daseins-Berechtigung absolut verdient.

Fazit: Untamed ist nichts für die Freunde des schnellen Hardrocks, sondern eher für die doomigen und langsameren Musikliebhaber geeignet. Trotz dem ich eigentlich auch eher zur ersten Sorte gehöre, hat mich die Scheibe nach mehrmaligem Durchhören doch noch gepackt. Man merkt also: Untamed ist nicht sofort da, sondern wächst mit der Zeit – und wird dadurch erst auf Dauer zu einer wirklich guten Platte.

Hörtipps: „Peace of Mind“, „Stay“, „Known I'm Me“, „Silent Screams“

Bewertung: 8 von 10 Punkten

Tracklist:
1. Intro
2. Overflown
3. My Dying Day
4. Peace of Mind
5. Stay
6. Lost Cause
7. Known I'm Me
8. Silent Screams
9. Say It Out Loud
10. Wolfman
11. Your Man
12. Lean Into My Head

Besetzung:
Vocals: Rasmus Revsbech
Guitars: Daniel Hecht
Guitars: Søren Dabros
Bass: Anders Rune Hansen
Drums: Philip Kjær Morthorst