Mittwoch, 24. Juli 2013

Review: Ampersphere / Colaris - Split



Info
Bandname: Ampersphere / Colaris
Albumname: Split
Musikrichtung: Alternative Rock
Erscheinungsjahr 2013
Label: Revolvermann Records
Herkunft: Deutschland
Facebook: www.facebook.com/ampersphere www.facebook.com/colarisofficial
Website: www.ampersphere.com www.colaris.tumblr.com


Zwei Bands, eine Hand voll Songs und ganz viel Gefühl, das hört sich doch ganz gut an!
Auf dieser Split kollaborieren Ampersphere und Colaris und schon nach dem ersten Durchlauf dieser Scheibe kann man sagen: Das funktioniert wirklich überraschend gut.
Beide Bands lassen sich mehr oder weniger zum großen Pool des Alternative Rock zählen, zusätzlich gewürzt durch ein paar Prog-Passagen und vielleicht einen kleinen Schuss Metal.

Nun also direkt zu den ersten drei Songs, welche Ampersphere dieser Split beisteuerten:
Der Anfang von „No End in Sight“ erinnert mich immer ein wenig an I like Trains, also sehr sphärisch und ein wenig melancholisch - diesen Grundton behält der Song trotz starker und massiver Gitarrenanteile. Der Gesang trägt diesen Song wirklich angenehm, einzig die geschrienen Passagen wirken etwas deplatziert.

„The Forgotten“ beginnt ähnlich wie sein Vorgänger: Ruhig und ein wenig melancholisch, allerdings schlägt dieser nach kurzer Zeit um, höheres Tempo, härteres Riffing und wieder gebrüllte Vocals am Ende. Ein guter Song mit schönen Gitarren, aber für mich doch sehr nah an „No End in Sight“.

Der letzte Titel der Ampersphere-Trilogie ist, wie für eine Split typisch, eine Interpretation eines Colaris Songs. „The Way of Origin“ ist gespickt von Dynamikwechseln, einer durchdachten Rhythmusarbeit seitens Schlagzeug und Bass sowie einer wirklich mitreißenden Gesangslinie – sehr gute Interpretation!

Die letzten drei Stücke der Split – zwei instrumentale Eigenkompositionen von Colaris und eine Ampersphere Interpretation.
„Haste“ beginnt sehr sphärisch, die Gitarren spielen sich direkt in die Gehörgänge, die Gedanken wandern bis der Song zur Leadbreak gelangt. Grandios. Man kann sich dieser tonnenschweren Macht, die hier durch das Rhythmusfundament aufgebaut wird nicht entziehen.

„Futile“ erinnert mich ein wenig an Tools „Lateralus“ Scheibe. Wieder ein sehr weiter, vielschichtiger Song, der den geneigten Hörer sofort in seinen Bann zieht. Das Riffing ist überraschend, die Lead im Mittelteil ist wieder großartig und das Schlagzeug umspielt den Song sehr gekonnt. 7 Minuten einfach gute Musik!

Der letzte Song ist, wie schon erwähnt, im Original von Ampersphere. „Drowning in Bitterness“ ist ein guter Alternative Rocker mit ein paar schönen cleanen Interludes, ganz feinen Drums und netten Gangshouts am Ende.

Fazit:
Zwei Bands auf einem sehr hohen Niveau, gute Songs und eine angenehme Produktion machen diese Scheibe zu einer klaren Empfehlung für Alternative Rock bzw. Progressive Fans.

Für EPs bzw. Splits, wie in diesem Fall, vergeben wir maximal 8 Punkte – ein Album ist einfach etwas vielschichtiger.

Hörtipps: „No End in Sight“ und „Futile“!!!

Bewertung: 7,5 von 8 Punkten

Tracklist:

01 .No End in Sight (Ampersphere)
02. The Forgotten (Ampersphere)
03. The Way of Origin (Ampersphere)
04. Haste (Colaris)
05. Futile (Colaris)
06. Drowning in Bitterness (Colaris)


Besetzung:

Ampersphere:
Sascha Dopf – Vocals & Guitar
Thorsten Winkler - Guitar
Stefan Hoffman – Bass
Ronny Stenger - Drums

Colaris:
Jessie Schmidt - Guitar
Philip Roeder - Bass
Julian Steinbach – Drums


Freitag, 12. Juli 2013

CD-Review: August Burns Red - Rescue & Restore


Info
Bandname: August Burns Red
Albumname: Rescue & Restore
Musikrichtung: Metalcore
Erscheinungsjahr: 2013
Label: Solid State Records
Herkunft: USA
Facebook: www.facebook.com/augustburnsred
Website: www.augustburnsred.com

Okay, ich habe das Gefühl, dieses Review wird etwas länger werden als andere. Denn: Dem langfristigen NRR-Leser ist wahrscheinlich bewusst, dass ich ein leichter Verehrer der Metalcore-Szene bin. Da kommt man natürlich nicht um die momentanen Szenekönige herum. Und da es sich hier um ebensolche Könige handelt, habe ich kurzerhand August Burns Red's fünftes Studioalbum „Rescue & Restore“ zur Chefsache erklärt.

Die erste Frage lautet: Kann es eigentlich noch besser losgehen? Gleich bei „Provisions“ wird einem ein mächtiger Breakdown um die Ohren gehauen und das dabei entstehende Gefühl wird nicht nur einmal auf diesem Album vorkommen. Wer ABR kennt, weiß das. Gestützt wird das Ganze von einer stark hallenden Leadgitarre JB Brubakers, wodurch man nicht nur den Eindruck bekommt, dass sich hier vom Songwriting her ein wenig getan hat – nein, man bekommt die Gewissheit. Wo früher Rhythmusgitarrist Brent Rambler und Brubaker mehr oder weniger in verschobenen Skalen ein ähnliches Riff spielten, gibt es heute die Trennung zwischen Rhythmus und Lead. Und die ist, wie sich auch bei „Treatment“ bestätigt, der absolute Volltreffer. Der Song selbst überzeugt aber nicht nur damit, sondern auch, wie bereits „Internal Canon“ vom Vorgängeralbum „Leveler“, mit einer kurzen Akustikpassage (inklusive Geigen), bevor man dann wieder ganz ruhig das Zimmer verwüsten kann.

Das ruhige Intro zu „Spirit Breaker“ (erneut mit Geigen) sorgt dann für kurze Entspannung, bevor sich dann Shouter Jake Luhrs und Bassist Dustin Davidson gegenseitig im Wechsel die Stimmbänder wund schreien. Auch hier gibt es wieder ein klare Trennung zwischen Rhythmus und Lead, allerdings auch wenige Lead-Passagen, die, wie es auch schon auf dem ersten ABR-Album „Thrill Seeker“ der Fall war, von Rambler gespielt werden. Was hier besonders hervorsticht ist die gesprochene Textpassage Luhrs' und das folgende Ende, das bei vielen Fans für Gänsehaut sorgen wird. Mit „Count It All As Lost“ folgt mein erster Hörtipp auf einem Album, das bis jetzt nur mit Höhepunkten glänzen kann. Starke Leads, geniale Breakdowns, ein ruhiger Part, dazu Matt Greiner's geniales Schlagzeugspiel – das muss ein Hit werden. Bei diesem Song geht jedem ABR-Fan das Herz auf.

Sincerity“ geht im Intro erstmals in alte, progressive ABR-Muster zurück. Der Gesang im Hintergrund sticht dann aber doch als eher ungewöhnlich heraus. Ungewöhnlich – aber dennoch gut und auf gar keinem Fall großartig überraschend, schließlich ist man ein gewisses Grenzen austesten von den fünf Amerikanern gewohnt. Mit „Creative Captivity“ übertreffen sich die Jungs dann aber fast schon selbst. Ein asiatisch anmutendes Intro leitet einen doch ruhigeren Song ein, der jedoch gerade wegen seiner größtenteils instrumentalen Art mehr als nur überzeugen kann. Die Shouts zum Anfang des Songs drängen sich nicht auf, sondern laufen dezent im Hintergrund, wodurch sich zwangsläufig mehr Platz für die Instrumente bietet. Der ganze Song entwickelt sich letztendlich vom asiatischen zum mexikanischen Touch, als im Outro ein Wechsel nach Lateinamerika stattfindet, erneut Akustikgitarren und sogar Trompeten(!) zum Einsatz kommen. So etwas bekommt man nur von ABR geboten. Ein zwingender Hörtipp!

Fault Line“ bietet den wahrscheinlich genialsten Breakdown des Albums gleich zu Beginn des Songs. Der erste Song, der bereits vor Albumveröffentlichung im Netz zu hören war überzeugt mit einer ebenfalls etwas anderen Herangehensweise als die Titel auf den vorhergehenden Alben. Von erneut ruhigen Passagen, über Luhrs' Rockgesangspassagen („Just don't call me your hero“ und das Ende) bis hin zu den (gar nicht so wirklich christlichen) Texten hat man hier nur Grund zum Moshen. Hörtipp! Und damit die Klickfaulen unter euch keine Ausrede haben, gibt es unten noch das Video dazu. Ab!„Beauty in Tragedy“ wartet dann sogar von einer erneut etwas anderen Spielweise auf: Rockriffs als Breakdown mit einer epischen Lead im Hintergrund, die weitere gesprochene Textpassage und trotzdem noch viel ABR sind einfach eine geniale Abwechslung und unterstreichen einmal mehr die großartige Kreativität der Band. Das einzige was fehlt ist der Ohrwurm … der jedoch auch schon mit dem letzten Riff des Songs gnadenlos zuschlägt. Ein Hörtipp? Ratet mal...

Das Intro zu „Animals“ hat für mich einen leicht arabischen Touch, den Brubakers Leads immer wieder aufrecht erhalten. Und wieder sorgen die Jungs mit haufenweise Abwechslung (mächtigen Breakdowns, ruhigeren Passagen und den leicht anderen Anstrich durch die arabischen Klänge) für einen glücklich grinsenden Rezensenten. „Echoes“ bietet wieder ein ruhiges, schön dahinfließendes Intro, doch auch dieses wird nicht lange halten. Hier gibt es ein wenig mehr alte ABR (parallel gespielte Mathcore-Riffs, gemeinsam gespielte Progressive-Breakdowns, Blastbeats). Doch erneut überraschen ABR, diesmal mit einer weiteren Gesangspassage am Ende der Nummer. Absolut gelungen.

Was bleibt mir noch zu sagen? Die Kaufentscheidung war schon bei der Albumverkündung gefallen, von daher stand die nicht zur Debatte. Hätte es eine geben müssen, wäre sie allerdings schon längst gefallen, auch wenn „The First Step“ mir noch einmal die CD gegen die Brust drücken würde, damit ich sie auch ja mitnehme. Der Song ist ein typischer Abschluss für ein ABR-Album, also die übliche, episch anmutende Nummer, die jeden einfach nochmal mitnimmt. Und besser als dieses filmmusikreife Outro kann man ein Album nicht enden lassen.

Fazit: Was habe ich von diesem Album erwartet? Eine Weiterentwicklung nach „Leveller“? Als wir von NRR vor zwei Jahren „Leveller“ hörten haben wir gesagt: „Das Einzige, was diesem Album fehlt ist ein wenig mehr Gesang hier und da und ein paar mehr ruhige Stellen.“ Muss ich noch etwas sagen? Mir fällt nur noch eine NRR-Wortneuschöpfung ein, die ich für dieses Album guten Gewissens anwenden kann: S'goil!

Hörtipps: Alle! Besonders stechen jedoch „Treatment“, „Count It All As Lost“, „Creative Captivity“, „Fault Line“ (siehe Video, und sorry, die Werbung kommt nicht von uns) und „The First Step“ hervor.
Bewertung: 10 von 10 Punkten

Tracklist:
1. Provisions
2. Treatment
3. Spirit Breaker
4. Count It All As Lost
5. Sincerity
6. Creative Captivity
7. Fault Line
8. Beauty in Tragedy
9. Animals
10. Echoes
11. The First Step

Besetzung:
Vocals: Jacob Luhrs
Gitarre: JB Brubaker
Gitarre: Brent Rambler
Bass: Dustin Davidson
Schlagzeug: Matthew Greiner

Montag, 8. Juli 2013

CD-Review: I The Mighty - Satori


Info
Bandname: I The Mighty
Albumname: Satori
Musikrichtung: Modern Rock
Erscheinungsjahr: 2013
Label: Equal Vision Records
Herkunft: USA
Facebook: www.facebook.com/ithemighty
Website: www.ithemighty.com

Was würde man nur ohne Facebook machen? Über die Möglichkeiten der sozialen Verbindung via Online-Netzwerk besteht ja schon lang kein Zweifel mehr, doch es gibt auch schon länger die Tendenz, dass soziale Netzwerke auch von Bands genutzt werden. Schon vor Jahren gab es da etwas namens MySpace, vor Langem schon überholte Facebook. Langer Rede kurzer Sinn: Ohne Facebook wäre ich nie auf die Amerikaner von I The Mighty gestoßen, die vor gut anderthalb Monaten ihr neues Album „Satori“ veröffentlichten.

Der Opener namens „Speak to Me“ schlägt einem gleich in A Day To Remember-Manier entgegen. Schreipassagen im Intro, Mitsingrefrain und ab und an auch Songteile, die mich stark an die frühe Zeit der britischen Rock/Pop-Band You Me At Six erinnern. Eine gelungene Nummer mit fetten Gitarren und generell sehr moderner Produktion. Auch bei „Failures“, der ersten Singleauskopplung der Jungs, bekommt man mächtig Druck auf die Ohren, der sich immer wieder mit ruhigeren, melodischeren Passagen abwechselt. Besonders gefällt mir hier der kleine Rock-Breakdown kurz vorm Refrain und die Gangshouts im Interlude. Ohne Frage eine würdige erste Single und mein absoluter Favorit (für einen direkten Hörtipp siehe das Video unter dem Review).

Some Say It's Your Loss“ bietet erneut Einflüsse von You Me At Six' Rock/Pop bis hin zu Funeral For A Friend's Post-Harcore. Kein Song, der besonders hervorsticht, allerdings in keinster Weise schlecht. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass hier vielleicht etwas mehr drin gewesen wäre. „Ivy“ ist der erste etwas ruhigere (oder besser „langsamere“ Song der Scheibe). Mir gefällt der Wechsel zwischen Strophe (wie auf der „Smart Casual“ von Kids In Glass Houses) und mächtigem Mitsingrefrain (wie auf diversen Lostprophets-Alben). Mein nächster Hörtipp.

Artfull Temptress (Paint Me Senseless)“ ist wieder der gewohnte Modern-Rock-Sound mit vielen Gitarrenspielereien, mitreißendem Takt und einer kleineren Ruhepause in der Mitte, die von einer tollen Lead-Gitarre gefolgt wird. Da freuen sich die Gehörgänge! Die Strophe zu „The Frame, Pt.2: Keep Breathing“ würde sich sehr schön auch ins erste Lostprophets-Album einordnen lassen, was mir gerade durch das sehr melodische und wirklich gute Bassspiel auffällt und besonders in dem kleinen lateinamerikanischen Interlude besonders deutlich wird.

Der von Colleen D'Agostino mitgeschriebene Song „Four Letter Words“ kann mit teilweise progressiven Takten und leicht metallastigen Gitarren überzeugen. Auch gesanglich gibt es durch die Mitproduzentin ein klein wenig Abwechslung. Bei „Echoes“ denke ich wieder stark an Lostprophets' „Start Something“, textlich jedoch ist der Song für mich einer der absoluten Höhepunkte auf „Satori“. In der heutigen Zeit gibt es nur noch wenige Rockbands, die sich trauen, eine politische Aussage in ihre Songs einzubauen. I The Mighty haben sich hier trotzdem getraut, die Herangehensweise der Politik an die Bankenkrise zu kritisieren („Call up the weak, make the workers pay/ … / I refuse to dance for all you puppeteers“). Eine wirklich erfrischende Tatsache.

Occupatience“ sticht dann tatsächlich auch musikalisch hervor, da er eine reine Akustiknummer und damit natürlich den nächsten Hörtipp darstellt. Auch hier bewegen sich I The Mighty textlich wieder auf politischer Ebene („What if I could say/ a movement's gonna come/.../What if I could say/ this wave is gonna drown you/ in irony./…/ Let's call it what it is/ a progress/ Let's call it what it is/ small progress/ Let's call it what it is/ at least it's honest.“). „A Spoonful of Shallow Makes Your Head an Empty Space“ geht dann wieder in alte Muster zurück, kommt jedoch durch den vorhergehenden Akustiktitel besonders mächtig daher.

Ember“ bietet ein relativ interessantes Intro mit viel Hall auf den Gitarren und erst durch den Refrain wird deutlich, dass es sich hier erneut um eine relativ ruhige Nummer handelt. Für mich klingt das Ganze allerdings doch etwas zu stark nach den aktuellen You Me At Six. Schade, auch hier wäre bestimmt mehr drin gewesen. Das Intro von „Between the Lines“ verspricht erneut einiges, doch auch hier ist mir der Refrain viel zu ruhig. Es scheint, als würde den Jungs gegen Ende des Albums ein wenig die Luft ausgehen.

Mit „The Quick Fix“ bestätigt sich dieser Eindruck zu Beginn, doch diesmal wird man im Refrain doch noch überrascht. Alles in allem ein Song, der mich noch einmal überzeugen kann und zum Hörtipp wird. Hier haben die Jungs das Ende des Albums tatsächlich gerettet.

Fazit: Ein gutes Album, das man vielleicht um den einen („Some Say It's Your Loss“) oder anderen Song („Ember“) hätte kürzen und um ein wenig mehr Abwechslung erweitern können, doch trotzdem bewegen sich die vier Amerikaner auf einem guten Weg. I The Mighty sollte man definitiv im Auge behalten.

Hörtipps: „Failures“ (siehe Video), „Ivy“, „Echoes“, „Occupatience“, „The Quick Fix“



Bewertung: 7,5 von 10 Punkten

Tracklist:
1. Speak to Me
2. Failures
3. Some Say It's Your Loss
4. Ivy
5. Artfull Temptress (Paint Me Senseless)
6. The Frame, Pt.2: Keep Breathing
7. Four Letter Words
8. Echoes
9. Occupatience
10. A Spoonful of Shallow Makes Your Head An Empty Space
11. Ember
12. Between the Lines
13. The Quick Fix

Besetzung:
Gesang, Gitarre: Brent Walsh
Gitarre: Ian Pedigo
Bass: Chris Hinkley
Schlagzeug: Blake Dahlinger


Sonntag, 7. Juli 2013

CD-Review: Pelagic Zone - Pelagic Zone


Info
Bandname: Pelagic Zone
Albumname: Pelagic Zone
Musikrichtung: Funk/Blues/Rock
Erscheinungsjahr: 2013
Label: Cranky Crustacean Sound
Herkunft: Deutschland
Facebook: www.facebook.com/pelagiczonemusic
Website: www.pelagiczone.net

Eine Band, die, wie bei Pelagic Zone unschwer zu erkennen, so auf Jams fokussiert ist, hat es wohl wirklich sehr schwer eine Debütscheibe aufzunehmen. Schließlich muss man sich ja letztendlich auf eine finale Songversion, die man dann so auf's Album pressen will, einigen. Besonders bei so vielen verarbeiteten Musikrichtungen ist es interessant herauszufinden, wie das Endprodukt letztendlich klingen wird.

Dieses Endprodukt beginnt mit „You Are Pen“ und einem leicht bizarren Text. Stilistisch bewegen sich die Hamburger hier auf der Funk-Ebene und warten mit abgespacten Keyboardklängen und teilweise auch jazzigen Elementen auf. Angejazzt geht es auch bei „Hummingbird“ weiter. Hier geht man in Passagen über, die stark an 70er Jahre Prog-Bands erinnern. Ein wirklich guter Song und mein erster Hörtipp.

Mit „How Up (Do High Knee)“ hat sich die Band im Titel einen kleinen Kalauer erlaubt. Musikalisch erinnert mich die funkige Gitarre an Konsolenspiele der frühen Neunziger, die heute wohl nur noch wenigen bekannt sein werden. Die Nummer jedenfalls ist ein absoluter Ohrwurm und gerade der Gruppengesang regt sicher den einen oder anderen zum Mitsingen an. Der nächste Hörtipp. „Wanted“ geht schon im Intro eher in die rockige Richtung. Wieder hört man viel End-60er/70er Jahre-Einfluss (mir schwirrt The Band im Kopf herum, aber auch ein wenig Hendrix) und spaciges Keyboard.

Trees“ ist die kürzeste Nummer der Scheibe, die mich musikalisch sogar leicht an Hellsongs erinnert. Der Gesang wirkt hier durch die Unterstützung einer Sängerin sehr angenehm und verbreitet eine sehr nette Atmosphäre während des gesamten Titels. „Fast or Far“ zeigt sich dann von der bluesigen Seite und erinnert mich teilweise sogar recht stark an Henrik Freischlader. Der Song ist ein weiteres Beispiel für die Ausgewogenheit und den Abwechslungsreichtum auf der Platte und ein weiterer Hörtipp meinerseits.

Richtig progressiv wird es dann mit „Hand Granades & Harmonies“ schon im Intro, gefolgt von funkiger Strophe und groovigem Refrain. Ein weiteres Beispiel für gutes Songwriting und die bereits erwähnte Abwechslung. Auch bei „Too Fiddy“ geht es rockig progressiv weiter, natürlich ohne auf die bereits mehrmals erwähnten Keyboardklänge verzichten zu müssen, auch wenn hier die Gitarren weitaus härter klingen als in den vorherigen Songs, was die Nummer etwas von den anderen abhebt. Sogar mit etwas neumodischeren, elektronischen Einflüssen wird hier nicht gespart. Für mich der beste Titel der Scheibe – auch ohne Gesang.

Der letzte Song des Albums, „Void“, erinnert mich im Intro zwar stark an Lynyrd Skynyrd's „Sweet Home Alabama“, entwickelt sich dann aber zu einem recht gelungenen Rock-Abschluss für die Debütplatte von Pelagic Zone.

Fazit: „Pelagic Zone“ ist ein recht gutes Debüt mit viel Abwechslung und kreativem Songwriting. Die Produktion gefällt mir wegen ihrer Schlichtheit sogar ganz gut, auch wenn es manch anderen vielleicht ein Dorn im Auge sein mag. Musikalisch bekommt man von Rock über Blues bis Jazz und Funk eigentlich alles geboten, was man sich vorstellen kann, wodurch es mir nicht schwerfällt, Pelagic Zone schnell weiterzuempfehlen.

Hörtipps: „Hummingbird“, „How Up (Do High Knee), „Trees“, „Fast or Far“, „Too Fiddy“

Bewertung 8 von 10 Punkten

Tracklist:
1. You Are Pen
2. Hummingbird
3. How Up (Do High Knee)
4. Wanted
5. Trees
6. Fast or Far
7. Hand Granades & Harmonies
8. Too Fiddy
9.Void

Besetzung:
Gesang, Gitarre: Bernd Ubben
Keyboard, Gesang: Martin Mundt
Bass, Gesang: Julian Bohne
Schlagzeug: Peter Urban