Sonntag, 24. März 2013

CD-Review: Heaven's Basement - Filthy Empire




Info:
Bandname: Heaven's Basement
Albumname: Filthy Empire
Musikrichtung: Hard Rock
Erscheinungsjahr: 2013
Label: Red Bull Records
Herkunft: England
Facebook: http://www.facebook.com/HeavensBasement/
Website: http://www.heavensbasement.com

Und wieder bin ich mit einem Review in Großbritannien gelandet. Diesmal beschäftigt mich das Debütalbum der britischen Hard-Rock-Band Heaven's Basement, die gerade in der Szene momentan sehr hoch bewertet werden. Ein Album, das im britischen Kerrang Magazine vier von fünf K's erhält, muss ich mir doch auch wirklich näher anschauen. Einen Kritikpunkt finde ich schon beim Cover. Dort steht zwar der Albumname drauf, doch der Bandname fehlt. Marketing Note sechs, denn wie soll man das Album einer Band kaufen, die man gerade erst zum ersten Mal gehört hat, wenn man keinen Bandnamen auf dem Album findet?

Musikalisch allerdings gefällt mir die erste Nummer „Welcome Home“ (hat da jemand bei Metallica geklaut?) ganz gut. Eine Strophe, wie man es von einem Hard-Rock-Opener erwartet, nur im Refrain hat man mir zu viel Weichspüler reingemischt. Produktionstechnisch fällt mir gleich im ersten Song auf, dass es auf beiden Seiten Gitarren zu hören gibt, obwohl die Band nur einen Gitarristen hat. Da wird live sicher viel Power verloren gehen. Ein erster Minuspunkt für die Produktion ist es außerdem. „Fire, Fire“ ist der erste eindeutige Stadionrocker, wie er von Guns'n'Roses und Aerosmith nicht besser geschrieben worden wäre. Auch Sänger Aaron Buchanan überzeugt mich mehr als viele andere „Rock“sänger der heutigen Zeit. Highlight Nummer eins.

Auch „Nothing Left to Lose“ ist wieder ein klassischer Hard-Rock-Titel, kompromisslos und ohne viele Experimente geschrieben und aufgenommen, ein kleines Solo im Intro, bei dem die Rhythmusgitarre im Hintergrund mitspielt, obwohl es diese offiziell gar nicht gibt. Die Strophe wird bestimmt vom Wechselgesang zwischen Buchanan und Gitarrist Sid Glover, aber auch hier wirkt mir der Refrain wieder zu weichgespült (ich persönlich entdecke da die frühen You Me At Six mit einem weitaus rockigeren Sänger). Schade eigentlich, denn die Strophe ließ mehr erwarten. „Lights Out in London“ ist die erste ruhiger Nummer auf der Scheibe. Diesmal gibt es einen passenden Refrain, der dem Song die gewünschte Emotionalität verleiht und Glover beweist erneut, dass er ein wirklich guter Gitarrist ist, dem meiner Meinung nach allerdings ein Kollege fehlt.

Nach der kleinen Verschnaufpause gibt es den ersten gnadenlosen Hard-Rock-Titel, „I am Electric“, der ein wenig Lostprophets durchklingen lässt, allerdings jedem Hörer besonders im Breakdown vor dem Solo alle Luft zum Atmen nimmt. Für mich das zweite Highlight nach „Fire, Fire“. „The Long Goodbye“ ist ein Song, wie man ihn von neuen britischen Rockbands bereits gewohnt ist. Ein guter Rocksong, aber nichts, was der Band ein Alleinstellungsmerkmal in der britischen Rockszene verleihen könnte.

Mit „Heartbreaking Son of a Bitch“ folgt wieder ein zum Mitwippen einladender Titel, dessen Refrain mich zwar erneut leicht an You Me At Six erinnert, der mich aber dennoch überzeugen kann. „Be Somebody“ hingegen ist eine Nummer, die sich mir nicht erschlossen hat. Eine ruhige Strophe, ein mit Pathos überladener Refrain bilden zwar einen Song, aber keinen, der für mich in irgendeiner Weise notwendig gewesen wäre. Leider erneut ein Lückenfüller.

Auch „Can't Let Go“ ist ein Song, den ich in ähnlicher Form schon von anderen Bands gehört habe. Gerade im Refrain muss ich ganz deutlich an The Offspring denken. Zwar wieder eine gute Nummer, aber leider wieder zu wenig Heaven's Basement. Mit „The Price We Pay“ werde ich dann noch einmal überrascht. Akustische Gitarren und ein dezent im Hintergrund gespieltes Piano vermitteln einen guten Eindruck als einzige Ballade auf der Platte. Eine willkommene und wirklich sehr gute Abwechslung, die für mich den ruhigen, vielleicht sogar den absoluten, Höhepunkt bietet.

„Jump Back“ ist wieder stark an Aerosmith erinnernder Stadionrock, der aber diesmal absolut willkommen ist und einen beim Refrain förmlich zum Mitsingen zwingt. Der Titel ist tatsächlich ein Kandidat für einen mehrmaligen Durchlauf. Für 45 Minuten reicht es nicht, aber 15 dürfen es sein. Den Abschluss des Albums bietet „Executioner's Day“, der erneut zum Mitrocken einlädt und gerade wegen des rockigen Endes tatsächlich Lust auf mehr macht. Leider jedoch zu spät für dieses Album.

Fazit: Heaven's Basement zeigen gute Ansätze für eine neue Hard-Rock-Band, allerdings würde ich mir beim nächsten Album etwas mehr Experimentierfreude und Eigeninitiative wünschen. „Filthy Empire“ ist ein recht gutes Debüt, mit den 4 K's der Kerrang kann ich allerdings nicht mitgehen.

Hörtipps: „Fire, Fire“, „I am Electric“, „The Price We Pay“, „Jump Back“, „Executioner's Day“

Bewertung: 6,5 von 10 Punkten

Tracklist:

1. Welcome Home
2. Fire, Fire
3. Nothing Left to Lose
4. Lights Out in London
5. I Am Electric
6. The Long Goodbye
7. Heartbreaking Son of a Bitch
8. Be Somebody
9. Can't Let Go
10. The Price We Pay
11. Jump Back
12. Executioner's Day

Besetzung:

Vocals: Aaron Buchanan
Gitarre: Sid Glover
Bass: Rob Ellershaw
Schlagzeug: Chris Rivers

Samstag, 23. März 2013

CD-Review: We Are Animal - Idolise




Info:
Bandname: We Are Animal
Albumname: Idolise
Musikrichtung: Indie/Rock
Erscheinungsjahr: 2010
Herkunft: Wales
Facebook: www.facebook.com/weareanimal
Website: http://weareanimal5.bandcamp.com/

Dem geneigten Leser unseres Blogs wird es aufgefallen sein. Erscheinungsjahr 2010? Was ist da los? Ganz einfach: We Are Animal sind mir bei einem Konzert im Berliner Lido als Vorband von The Joy Formidable aufgefallen und haben es sich meiner Meinung nach mehr als verdient, einen Beitrag auf New Rock Reviews zu bekommen. Leider ist die einzige Veröffentlichung, die man sich von dieser Band bisher erstehen kann, nicht mehr brandaktuell und fällt somit leider auch aus der Wertung für das Album des Jahres 2013 (wäre sie von diesem Jahr, wäre sie zum jetzigen Stand eine meiner Favoriten gewesen), was mich allerdings nicht davon abgehalten hat, die Scheibe namens „Idolise“ trotzdem zu bewerten.

Die Setlist der fünf Waliser ist mir wegen meiner Unwissenheit über die Band leider entfallen, allerdings bin ich mir mehr als sicher, dass einige Songs von „Idolise“ mit darunter waren. Der Opener namens „1268“ war definitiv dabei und wurde bereits beim Soundcheck vorm Konzert mehrmals angespielt, was mir durch das elektronische Intro im Kopf hängen blieb. Was mir auf der Albumversion auffiel, war die fehlende Intensität der Gitarren, die live natürlich weitaus prägnanter zu hören waren, auf der Platte allerdings bei „1268“ komplett zu fehlen scheinen. Daran Schuld ist nicht unbedingt der beim ersten Hören vermutete Synthesizer, sondern der ungewöhnliche Sound der Gitarren, die ebenjenen Klang haben. Meine erste Vermutung, dass sich dies auf dem ganzen Album so fortsetzen würde, bestätigte sich nicht, denn schon „Unfold Fold“, der ebenfalls auf der Setlist war, wartet wieder mit eindeutig auszumachenden Gitarren auf. Die Produktion dieses Songs ist hier besonders hervorzuheben, denn während der Strophe gibt es einen Wechsel zwischen linker und rechter Gitarre, der dem gesamten Abschnitt einen wellenähnlichen Eindruck verleiht und es mir nicht leicht macht, das Lied aus dem Kopf zu bekommen.

Mit „Black Magic“ folgt der nächste Hit der Platte, bei dem auch textliche Highlights hervorzuheben sind. Vom ersten Vers der Strophe („We saw some movements up in the tree tops / Mind if we ask how you got so high“) bis hin zum Refrain („It's black magic, it's black magic / you can't see it 'cause you're blind“) ein Text, der künstlerisch kreativ ist und durchaus zum Nachdenken anregt. „Hunting“ ist sicher für viele „Idolise“-Hörer nicht einfach, da die Eintönigkeit der Gitarren und die Länge des Songs bei Indie-unerfahrenen Musikliebhabern durchaus für leichte Kopfschmerzen sorgen könnten. Allerdings unterstreicht dieser Song den Abwechslungsreichtum des Albums, da die Jungs definitiv musikalisch experimentieren, anstatt stur bei einer Songstruktur zu bleiben, wie man das von vielen normalen und gefeierten Rockbands der Neuzeit kennt.

Es folgen mit den nächsten vier Songs die vier absoluten Highlights auf „Idolise“. Los geht’s mit „No Vacancy“, bei dem die Gitarren eindeutig im Vordergrund stehen. Dieser Titel verkörpert genau das, was ich mir von Indie-Rock vorstelle: Abwechslung, teilweise etwas abgedrehtere Syntheziser-Klänge und trotzdem kommt auch der wichtige Rockeinfluss durch. Wieder ein Hit. Dieselben Zutaten findet man auch bei „Empire“, einem Song mit erneut schrägen Gitarrenklängen, die durch das simple Ziehen der Saite zustande kommen und so für melodische Unterschiede sorgen, obwohl nur ein einziger Ton auf der Gitarre gegriffen wird. Dazu kommt der hämisch auf den großen englischen Nachbarn anmutende Text:

„ We have a fallen empire
that's the word on the streets
we have many conversations
but we don't mention defeat“

Wir haben ein zerstörtes Reich
so sagt man auf den Straßen
wir haben viele Gespräche
aber über Niederlagen sprechen wir nicht“

Und der textliche Wechsel im Refrain von „Yeah / fallen empire“ zu „Your fallen empire“ schreit quasi nach Schmäh auf den Nachbarn.

Nach „Empire“ bekommt man beim Intro zu „Benin“ (ebenfalls auf der Setlist) mal wieder Synthesizer auf die Ohren. Erst im Pre-Chorus kommen zum ersten Mal Gitarren zum Einsatz und durch den Hall auf dem Gesang kommt zumindest bei den Vocals ein leichter Doors-Einfluss durch. Auch hier leisten We Are Animal wieder vorbildliche Arbeit für die Indie-Szene. Schon allein durch die an Super-Mario-Soundtracks erinnernde Syntheziser-Melodie in der Mitte des Songs. Der endgültige Höhepunkt der Scheibe wird für mich mit „Feeding Off the Energy“ erreicht, der durch seinen Rhythmus einfach nur zum Mitrocken einlädt. 45 Minuten. Mehr muss ich dazu nicht sagen.

Der folgende Song, „No Machine“, nimmt die Geschwindigkeit und den Druck wieder heraus und startet etwas ruhiger. Ich würde ihn zwar nicht unbedingt als Lückenfüller bezeichnen, aber die Nummer bietet definitiv eine notwendige Verschnaufpause, die sich mit „Clean Up and Run“, der einzigen balladesk anmutenden Nummer auf „Idolise“, noch etwas fortsetzt. Hier kommen zum ersten Mal etwas mystischere Klänge dazu, die meinen einzigen Kritikpunkt für das Album bringen. Da die Band, wie auch The Joy Formidable, aus Nordwales kommt, hätte ich mir tatsächlich unter einer solchen Songstruktur einen walisischen Text vorstellen können, doch leider muss ich darauf verzichten.

„Super Overdrive“ zeigt sich wieder von der Indie-Seite. Ein Synthie-Intro, kaum Gitarren und diesmal ein etwas abgedrehterer Text. Der Refrain wiederum ist wieder mal ein Ohrwurm, der mir kaum mehr aus dem Ohr geht. Allerdings habe ich das Gefühl bei fast jedem Song auf dem Album. „Animals“ rundet das Album mit einer Art Bandsong ab, was besonders durch den Text im Refrain („We are the animals“) auffällt. Leider ist das Ende nicht dasselbe wie bei ihrem Liveauftritt, als man den ganzen Song nach Velvet-Underground-Manier zerstört hat.

Fazit: Vielen mag vielleicht schon aufgefallen sein, dass ich mein musikalisches Augenmerk immer mal wieder auf Wales lege, aber wie schon Lostprophets, Bullet for My Valentine, Funeral for a Friend, Kids in Glass Houses und The Joy Formidable beweisen auch We Are Animal wieder, dass man mit diesem Verhalten nicht viel falsch machen kann, denn vom kleinen Nachbarn Englands kommen immer mal wieder Bands mit unglaublich viel Potential zum Vorschein. „Idolise“ überzeugt mit seinem Abwechslungsreichtum, Kreativität und der klassisch anmutenden Produktion, bei der man einfach von Anfang an merkt, dass man sich hier nicht von einem großen, auf klinisch reinen Klang fokussierten Label beeinflussen lassen hat. Ich jedenfalls gebe dem Quintett ein sehr gut mit Entwicklungspotential.

Hörtipps: „Unfold Fold“, „No Vacancy“, „Empire“, „Benin“, „Feeding Off the Energy“, „Animals“

Bewertung: 8 von 10 Punkten

Tracklist:
1. 1268
2. Unfold Fold
3. Black Magic
4. Hunting
5. No Vacancy
6. Empire
7. Benin
8. Feeding Off the Energy
9. No Machine
10. Clean Up and Run
11. Super Overdrive
12. Animals

Besetzung:

Owain Ginsberg
Cynyr Hamer
Dion Hamer
Liam Simpson
Carwyn Ginsberg

Mittwoch, 13. März 2013

Podcast: Crush 40 - Crush 40

Episode 11 über das CLASSIC Album von Crush 40 aus dem Jahre 2003.
Gute Leadgitarren, großartige Vocals - monumentales Album!


Podcast: Claudia Koreck - Honu Lani

Episode 10 über Claudia Korecks Album "Honu Lani" - sehr bluesig und ein wenig nachdenklich!


Samstag, 2. März 2013

CD Review: Villagers - Awayland




Info
Bandname: Villagers
Albumname: Awayland
Musikrichtung: Singer/ Songwriter
Erscheinungsjahr: 2013
Label: Domino Recording
Herkunft: Irland
Website: http://www.wearevillagers.com

Soooooo, begeben wir uns heute mal auf die Singer/ Songwriterschiene – Villagers mit ihrem neuem Album Awayland!

Und damit herzlich willkommen bei New Rock Reviews. Der Anreiz zu diesem Album kam eher spontan. Ich surfte etwas im Netz und entschied mich die eine oder andere Neuerscheinung zu erstehen – da war sie dann dabei... Awayland. Die Band um Conor J. O´Brien ist für mich absolutes Neuland und ich muss zugeben: ich weiß noch nicht inwiefern mich das Album in seinen Bann gezogen hat oder nicht. Vielleicht finde ich eine Erklärung während ich schreibe.

Los geht’s mit dem Titel „My Lighthouse.“ Ein sehr bedächtiger Titel mit sphärischen Backings und einer sehr simplen aber wirkungsvollen Gitarre. Die Stimme ist ähnlich gewöhnungsbedürftig wie jene vom Englischen Singer/ Songwriter Ben Howard. Aber das heißt nicht, dass die Stimme nicht passt – das Ganze hat einen klaren Wiedererkennungswert, aber es klingt eben gewöhnungsbedürftig... für meine Ohren jedenfalls. Das liegt aber vielleicht auch an der Aufnahmetechnik, bei welcher das schmatzen vom Öffnen des Mundes zu hören ist. Man kann sich schön tragen lassen und die Augen schließen. Auf jeden Fall ein schönes Intro für ein Album dieser Musikrichtung.

Und damit kommen wir zu „Earthly Pleasure“ – Das tragende und schwingende wird erst mal über den Haufen geschmissen. Es erklingt eine kurze Soundcollage aus akustischen Gitarren und Glockentönen, doch dann setzt der Gesang ein – ein Sprechgesang oder doch eher abstraktes Gewirr. Synthesizer haben sich mittlerweile hinter das Getümmel geschlichen und die Collage an Klängen und Gesang und anderweitigen Tönen scheint zwischen dem halbwegs melodiösen Refrain komplett aus dem Ruder zu laufen. Diesem Titel zu lauschen und einzuschätzen, ist wie eine Interpretation zu Kafkas „Verwandlung“ zu wagen. Da kann man sich schon reichlich gehen lassen. Auf das erste Mal hören ist es zu viel, wenn man den Titel aber nach und nach auseinander nimmt, erkennt man die Details, wie sie den Titel in sich verknüpfen, so ausufernd sie auch scheinen mögen. Damit lass ich den Titel erst mal liegen und bin gespannt, was mich noch erwartet.

Synthesizer und Drumbeats eröffnen das Feuer auf die Ohren in „The Waves.“ Ich bin von der Gesangsart ein wenig gefesselt, ich denke sie erinnert mich leicht an Michael Jackson – wahrscheinlich ein Titel von der "Dangerous" – nur damit man eine ungefähre Vorstellung hat in welche Richtung die Show geht. Die Texte wirken hier sehr metaphorisch und die „Klangwelt“ schiebt sich treffend wie „Wellen“ durch den Song. Ich halte dieses Lied zwar für zu effektüberladen, aber grundsätzlich hat sich der Künstler etwas dabei gedacht und so lässt er mit einem Knall, den in sich zusammenstürzenden Song enden. Interessant.

Es haben sich also bis jetzt viel mehr Effekte und Synthies in das Album gemogelt, als der Opener erwarten ließ. Meine Meinung zu dem Album scheint zu kippen, doch der nächste Titel „Judgement Call“ lässt aufatmen. Synthies? Ja, die sind auch hier gegenwärtig, doch der Song startet grundsätzlich ruhiger und rhythmischer. Aber schon nach der ersten Minute bauscht sich der Song in der „Judgement Call“ – Parabel auf. Der gezielte Lärm nimmt wieder zu. Dem Titel zu lauschen heißt zuzusehen wie sich Zuckerwatte an einem Holzstiel allmählich aufbauscht. Und auch hier wieder ein Knall am Ende. Leider löschen sich gerade meine Gedanken zu den vorhergehenden Songs. Der Kopf wird leer und die Struktur der Songs beginnt eintönig und durchsichtig zu werden. Aber wir sind ja noch lange nicht durch.

„Nothing Arrived“ – ein PIANO, jaaaaa, das hab ich jetzt gebraucht. Eine dezente Gitarre untermalt das Szenario und das eher basslastige Schlagzeug macht einen guten Raum im Klangspektrum. Textlich gibt es jetzt auch für mich das Highlight im Konsens zur Musik:

„I waited for Something
 And Something died
 So I waited for Nothing
 And Nothing arrived”

Das hat für mich etwas sehr philosophisches. So kann es sein. Nur, dass der Titel wieder in einer Synthesizerspur endet stört mich ein wenig – ist aber zu verschmerzen.

Es folgt ein Titel, der wieder ein etwas komplexer wirkt – „The Bell.“ Ich bereite mein Gehirn auf die nächste Soundofferte vor. Es beginnt eine Gitarre, welche mir irgendwie bekannt vor kommt, es legt sich eine weitere Gitarre drauf, welche einem Roadmoviesound gleichkommen könnte und der Song geht noch ein wenig weiter auf. Doch nach etwa einer Minute reduziert sich der Song schlagartig auf die erste Gitarre und ein Piano und die Vorbereitung für einen äußerst hypnotischen Refrain beginnt. Das Schlagzeug und der folgende Sound lässt „John Travolta“ in meinem Kopf fingerschnippend über die Leinwand tanzen. Der Song steht und fällt aber ganz klar mit dem Refrain. Einzelne Passagen sind sehr nett und passen durchaus zum Song, aber am meisten nervt mich wieder die Steigerung des Songs und die alleinstehende Synthesizerspur am Ende.

Und es folgt der Titeltrack „Awayland“ – wahrscheinlich der einzige Titel, welcher rein mit physischen Instrumenten realisiert ist, das lässt sich zumindest aus dem Booklet erahnen, indem Streicher erwähnt sind. Ist zwar schön anzuhören, aber warum das der Titeltrack wurde, kann ich mir jetzt nicht erklären.

„Passing a Massage“ – ein Titel ähnlich wie man ihn auf dem Album schon drei oder viermal gehört hat. Rhythmusgruppe ist zwar ganz nett unterwegs, aber es ist wieder einer dieser Zuckerwattesongs... mehr sag ich dazu nicht, außer dass hier dezent eine wirklich gute Basslinie im Hintergrund läuft.

Allmählich bekomme ich das Bedürfnis, das Review abzubrechen, da mir auch langsam die Worte zu dieser immer wiederkehrenden Songstruktur ausgehen. „Grateful Song“ ein sehr zärtlich gesungener Anfang, welcher an die Band „I Like Trains“ erinnert, aber Conor steigert die Stimme und der Song nimmt an Volumen zu. Das Schlagzeug wird um sich greifender und außer der Melodie zieht hier nix den Kopf aus der Schlinge. ZUCKERWATTE, ZuCkErWaTtE, ZuckerwattE.

„In A Newfound Land You Are Free“ – der Titel sticht hervor - aufgrund seines langen Namens. Ok, ich will nicht so sein. Es ist ein pianolastiger Song mit einer zarten Gitarre, dennoch wirkt es leicht lustlos und desinteressiert. Aber, der Titel kommt ohne übertriebene Synthesizer oder Zuckerwattestruktur aus. Das ich das noch erleben darf!

Damit kommen wir zum Abschluss des Albums! „Rhythm Composer“ ist der Slowmotionschuhplattler, des Singer/ Songwriter Conor J. O´ Brien, der mir mit dieser Nummer womöglich zeigen will, dass der Rhythm Composer ein Synthesizer sein muss. Und ein wenig bezeichnend, artet dieser Song mit Eselslauten aus. Da bleibt nur zu hoffen, dass der einschneidende Part auf dem Piano nur rein zufällig wie „Cold as Ice“ klingt.

Fazit: Es scheint, als würde eine riesige Dehnungsfuge aus lückenfüllenden Songs die klaffenden Löcher zwischen den zwei, drei wirklich interessanten Songs füllen wollen. Doch wenn ich versuche eine Dehnungsfuge zu ziehen, bleibt der ganze Mist irgendwo kleben und es wird zum hoffnungslosen Fall für die Abrissbirne. Wirklich schade. Denn gerade nach dem Intro hab ich mir wirklich große Hoffnung gemacht, dass das ein ganz interessantes Album sein könnte. Gute Ansätze sind da, deshalb werde ich bei den Jungs dran bleiben. Denn auch mein Geschmack kennt Grenzen. Und ganz nach dem Motto: „Was der Bauer nicht kennt, frisst er auch nicht!“ werde ich mich erst noch an den hier gebotenen „Fraß“ gewöhnen müssen. Für Fans von diesen aufgebauschten Songs ist das Album jedoch bestimmt ´ne Investition wert.

Vielen Dank fürs Lesen, sagt

Der Ron
  
Hörtipps: My Lighthouse, Nothing Arrived, The Bell

Bewertung: 5 von 10 Punkten

Tracklist:
01.  My Lighthouse
02.  Earthly Pleasure
03.  The Waves
04.  Judgement Call
05.  Nothing Arrived
06.  The Bell
07.  Awayland
08.  Passing a Massage
09.  Grateful Song
10.  In A Newfound Land You Are Free
11.   Rhythm Composer



Besetzung:
Vocals, Acoustic Guitar, Percussion,
 Beats& Samples, Synthesizer:                         Conor J. O´Brien
Backings, Electric Guitar, Mandolin:                 Tommy McLaughlin
Backings, Piano, Organs, Synthies:                  Cormac Curran
Drums, Percussion,                                             James Byrne
Bass                                                                      Daniel Snow