Freitag, 30. August 2013

LP-Review: Layla Zoe – The Lily


Info
Bandname:  Layla Zoe
Albumname:  The Lily
Musikrichtung:  Blues / Rock
Erscheinungsjahr:  2013
Label:  Cable Car Records
Herkunft:  Kanada
Facebook:  www.facebook.com/laylazoefanpage
Website:  www.layla.ca

Eigentlich kann man The Lily schlicht als perfekte Symbiose beschreiben. Denn ähnlich wie auf dem Vorgänger Sleep Little Girl arbeitet LAYLA ZOE erneut mit HENRIK FREISCHLADER zusammen und dabei verschmilzt die kanadisch-deutsche Verbindung zu einem sagenhaften Ohrenschmaus. Dieses Album als wahre Perle zu titulieren, ist mehr als zurückhaltend formuliert. Das ist Musik, die nicht nur primär das Ohr erfreut sondern auf eine ehrliche Art und Weise Herz und Seele berührt. Sie nennt sich selbst „Firegirl“ und wer diese Stimme einmal gehört hat, der wird erkennen warum.
Mir ist jetzt schon klar, dass mein Geschreibsel in diesem Review die Pracht von The Lily keineswegs auch nur annähernd angemessen würdigen kann. Ich werde es dennoch versuchen und hoffe, nicht an den Superlativen zu ersticken.

Kaum hat die Plattennadel die Einlaufspur überwunden, schon übernimmt LAYLA ZOE das Zepter mit einer a cappella Darbietung des Gospel-Traditional „Glory, glory, hallelujah“. Sie legt damit gleich zu Beginn des Albums die Messlatte verdammt hoch und bezaubert mit ihrer warmen facettenreichen kräftigen Stimme. Man wird aber keineswegs seicht sakral eingelullt sondern hier ist richtig Feuer im Gesang. Dieser Einstieg ist gelungen und macht zugleich klar, dass LAYLA ZOE nicht zwangsläufig auf Mitmusiker angewiesen ist, um dem Zuhörer Begeisterungsschauer über den Rücken zu jagen. Was für eine Stimme!

Nichtdestotrotz tritt nun HENRIK FREISCHLADER mit Unterstützung von Moritz Fuhrhop als Band ins Geschehen. „In her mother’s house“ ist eine locker beschwingte Nummer, die unbeschwert zum Mitzappeln anregt. Die Instrumentierung ist transparent und steht in Punkto Gefühl LAYLA ZOE‘s Gesang in nichts nach. Deshalb krallt sich der Song schon nach wenigen Takten im Gehörgang fest. Die Produktion ist herausragend organisch und authentisch, ein Fest für den audiophilen Genießer. Hier wird man unweigerlich vom bloßen Zuhörer zum Teil des Ganzen.

Ein Bluesrocker der feinsten Art, zerbrechlich und doch energiegeladen, ertönt mit „Green eyed lover“. Meine Kinnlade macht es sich schon mal auf dem Teppich gemütlich. Egal auf was man sich konzentriert, man wird mitgerissen und möchte in Begeisterungsstürme ausbrechen. HENRIK FREISCHLADER brilliert auf jeder Ebene. Gefühl, Phrasierungen im Klang, treibende Wucht in kurzen aufschwellenden Momenten, herrlich. LAYLA‘s Stimmgewalt und Wandelfähigkeit scheint ebenso nicht von dieser Welt zu sein. Aber das Herausragende ist, obwohl sich hier alle Beteiligten wahrlich austoben und entfalten, lässt man dennoch genügend Raum für den jeweils Anderen. Wer von diesem Song nicht überzeugt wird, kann eigentlich nur taub sein.

Während meine Gänsehaut langsam zurückgeht, bewegen wir uns mit „Gemini heart“ in schlürfenden Klammerblues-Gefilden. Gitarre und Gesang im zauberhaft schmachtenden Dialog auf schwellendem Orgelteppich, während LAYLA ZOE emotional ihr Innerstes nach außen kehrt. Auch dieses Stück wird mit so viel Feingefühl und Raffinesse intoniert, schlicht und einfach ergreifend!

Bei „Never met a man like you“ dürfte die Wolke von STEVIE RAY VAUGHAN gehörig wackeln, denn das Klanggerüst dieses rockigen Shuffle-Stampfers zwingt einem die Assoziation förmlich auf. Dieses Lied pumpt gewaltig Strom in die Hütte. Gewürzt wird die Sache mit feinen kleinen rhythmischen Spielereien und pfeilschnellen Licks, die zusätzlich Spannung erzeugen und genretypische Grenzen aufbrechen. Es wäre eine Verschwendung sollte „Never met a man like you“ nicht in den Konzertsälen dieser Erde erschallen.

Wieder rocklastig doch nicht ganz so ungestüm präsentiert man „Why you so afraid“. Obwohl dieser Nummer auch genügend Feuer beiwohnt, lässt man dabei nichts anbrennen. Muss ich wirklich noch extra erwähnen, dass LAYLA ZOE wieder alle Register zieht und auf der ganzen Linie mehr als überzeugt?

Eine getragene sphärische Welt wird mit „Father“ betreten. Dabei wird der Hörer durch verschiedenste emotionale Ebenen und Klangdimensionen geführt. Licht und Schatten mit allen Zwischenstufen, sozusagen. Einer der Sorte Songs, die energiegeladen packend und zugleich zutiefst zerbrechlich traurig sind. LAYLA ZOE singt so leidenschaftlich, dem kann man sich nicht entziehen. Hier habe ich wirklich den Eindruck, die Seele des Stückes greifen zu können. Eindrucksvoll in all seinen dynamischen Facetten. Hier liegen Freud und Leid nah beieinander und werden unbeschreiblich berührend in Tönen zum Leben erweckt. Ein wahres Monument von einem Song.

In getragener Stimmung geht es im Titelstück „The lily“ weiter. Elegant wie Nebelschwaden über die Felder ziehen, schwebt diese fragile Nummer mit ätherischer Orgeluntermalung dahin. Da kann man sich richtig fallen lassen und durch LAYLAs samtiger Stimme aufgefangen werden. Die Gitarre haucht ihre Akzente wohl dosiert hinzu. So etwas nenne ich fantastisch umgesetzte Klangkunst.

Genug der Zurückhaltung, es wird mit „I choose you“ wieder deutlich rockiger. Im Mittelteil kommt ein entspanntes Jamfeeling auf, der Bass pulsiert prägnant und Henrik lässt die Gitarre streckenweise von der Leine. Ich habe die ganze Zeit schon das Gefühl, dass The Lily so klingt, als wäre es direkt im Studio live von einer Band eingespielt. Was ja so nicht der Fall ist. Da waren echte Könner am Werk, aber für Kenner des Freischladrigen-Schaffens dürfte das keine Überraschung sein. Man denke nur allein an das 2009er Album Recorded By Martin Meinschäfer. „I choose you“ steht zwar in deutlichem Kontrast zum vorherigen Titelstück, ist aber damit genau richtig im Fluss des Albums positioniert.

Verhalten gestaltet sich der Einstieg zu „They lie“. Zarte Gitarre, dann kommen Bass und Schlagzeug hinzu, bevor der ergreifende Gesang die Sache zur Perfektion treibt. Im weiteren Verlauf nimmt das Stück an Energie und Schwung zu, um dann zwischenzeitlich immer wieder auf eine minimalistische Ebene zurückzufallen. Wiedermal ein wunderbares Wechselspiel der Emotionen. Die Gitarre darf sich nochmal so richtig aufbäumen, ohne unkontrolliert auszubrechen. Die Stakkato-Einstreuungen sorgen für zusätzlichen Biss, ebenso der facettenreiche Gesang. Ich konnte bisher auch noch keine Klangfarbe im reichhaltigen Stimmspektrum der LAYLA ZOE finden, die mich nicht bis ins Mark berührt. Diese Frau hat viel mehr Aufmerksamkeit und Respekt verdient, als ihr bisher zuteil wird. Gleiches gilt im Grunde auch für HENRIK FREISCHLADER, der nicht nur durch seine Fertigkeiten an diversen Instrumenten glänzt sondern auch LAYLA ZOE eine ganze Palette an großartigen Songs auf die Stimmbänder gezimmert hat. Getreu der Devise „Never change a winning team!“ hoffe ich sehr darauf, dass The Lily noch längst nicht das letzte gemeinsame Album ist! Mehr davon, unbedingt!

Das Ende des regulären Albums bildet die Hommage an NEIL YOUNG „Hey, hey, my, my“. Eine gelungene lebhafte und energiegeladene Interpretation bei der Henrik die Gitarre schön rotzig röhren lässt. Das macht Freude. Dreckiger bietet es nur der Altmeister selbst mit seinem urigen Gitarrensound, vor allem wenn er mit CRAZY HORSE kooperiert. Trotzdem muss sich LAYLA ZOE mit ihrer Version nicht dahinter verstecken und bietet sogleich den Beweis, dass der Rock ´n´ Roll keinesfalls sterben wird! Nicht so lange es noch Künstler wie sie und HENRIK FREISCHLADER gibt, die ihn nicht nur am Leben erhalten sondern beständig Neues einhauchen.

Während der CD-Käufer nun bereits zum zweiten Durchlauf des Albums ansetzen kann, hat der Vinyl-Genießer noch einen exklusiven Bonustrack vor sich.  Dabei handelt es sich um eine weitere Covernummer „I’d rather go blind“. Davon gibt es ja mittlerweile unzählig viele Interpretationen. Die erste Aufnahme erfolgte im Jahre 1967 durch Etta James und seither haben sich Viele an diesem Stück versucht. Diese Live-Version von LAYLA ZOE gehört zweifelsohne zu den gelungenen Aufführungen. Ein würdiger harmonischer Abschluss zu einem ganz großartigen Album.

Fazit:
Obwohl The Lily bereits das fünfte Studioalbum von LAYLA ZOE ist, stolperte ich doch erst kürzlich und ganz zufällig über diese sensationelle Stimme und prompt katapultiert sie sich mit ihrem aktuellen Album verdient in meine Favoriten-Liste der Sängerinnen.
Es ist unglaublich viel authentisches Gefühl in ihrem Gesang, den sie so variabel einsetzt. Das geht viel tiefer als nur unter die Haut. Jedes der Stücke begeistert mich auf dem Album, welches so vielschichtig und doch homogen gestaltet ist. Selbst der Spannungsbogen, der mit der Titelreihenfolge erzeugt wird, könnte besser nicht gewählt sein.
Die Produktion ist sensationell. Warm, organisch, transparent, dynamisch und wird der künstlerischen Darbietung damit mehr als gerecht. In Summe erhält man ein grandioses Album, was meilenweit aus der Veröffentlichungsflut heraussteht.
Egal wie oft ich es schon gehört habe, es gibt keine Schwachpunkte oder nur die winzigste Kleinigkeit, an der man berechtigt Kritik üben könnte. Schlicht und einfach perfekt. Ich bin über alle Maßen zufrieden, hoch erfreut und eigentlich sprachlos. Ich lege The Lily jedem nahe, der ehrliche, herausragend gute handgemachte Musik mit Sinn, Herz und Verstand mag.

Hörtipps: ALLES!!

Bewertung: 10 von 10 Punkten

Tracklist:
01.Glory, glory, hallelujah
02.In her mother’s house
03.Green eyed lover
04.Gemini heart
05.Never met a man like you
06.Why you so afraid
07.Father
08.The lily
09.I choose you
10.They lie
11.Hey, hey, my, my
12.I’d rather go blind [live] (Bonustrack – vinyl only)

Besetzung:
Layla Zoe – Lead & Backing vocals
Henrik Freischlader – Guitars, Bass, Drums & Backing vocals
Moritz Fuhrhop – Hammond Organ

Für die Freunde der physischen Tonträger:
Erschienen ist das Album auf Vinyl (180g) und als Digipak-CD.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen