Info
Bandname: Layla Zoe
Albumname: The Lily
Musikrichtung: Blues / Rock
Erscheinungsjahr: 2013
Label: Cable Car Records
Herkunft: Kanada
Facebook: www.facebook.com/laylazoefanpage
Website: www.layla.ca
Eigentlich kann man The Lily schlicht als perfekte Symbiose beschreiben. Denn ähnlich
wie auf dem Vorgänger Sleep Little Girl
arbeitet LAYLA ZOE erneut mit HENRIK FREISCHLADER zusammen und dabei
verschmilzt die kanadisch-deutsche Verbindung zu einem sagenhaften
Ohrenschmaus. Dieses Album als wahre Perle zu titulieren, ist mehr als
zurückhaltend formuliert. Das ist Musik, die nicht nur primär das Ohr erfreut
sondern auf eine ehrliche Art und Weise Herz und Seele berührt. Sie nennt sich
selbst „Firegirl“ und wer diese Stimme einmal gehört hat, der wird erkennen
warum.
Mir ist jetzt schon klar, dass mein Geschreibsel in diesem Review die
Pracht von The Lily keineswegs auch
nur annähernd angemessen würdigen kann. Ich werde es dennoch versuchen und
hoffe, nicht an den Superlativen zu ersticken.
Kaum hat die Plattennadel die
Einlaufspur überwunden, schon übernimmt LAYLA ZOE das Zepter mit einer a cappella Darbietung des Gospel-Traditional „Glory, glory, hallelujah“.
Sie legt damit gleich zu Beginn des Albums die Messlatte verdammt hoch und
bezaubert mit ihrer warmen facettenreichen kräftigen Stimme. Man wird aber
keineswegs seicht sakral eingelullt sondern hier ist richtig Feuer im Gesang.
Dieser Einstieg ist gelungen und macht zugleich klar, dass LAYLA ZOE nicht
zwangsläufig auf Mitmusiker angewiesen ist, um dem Zuhörer Begeisterungsschauer
über den Rücken zu jagen. Was für eine Stimme!
Nichtdestotrotz tritt nun HENRIK
FREISCHLADER mit Unterstützung von Moritz Fuhrhop als Band ins Geschehen. „In
her mother’s house“ ist eine locker beschwingte Nummer, die unbeschwert zum
Mitzappeln anregt. Die Instrumentierung ist transparent und steht in Punkto
Gefühl LAYLA ZOE‘s Gesang in nichts nach. Deshalb krallt sich der Song schon
nach wenigen Takten im Gehörgang fest. Die Produktion ist herausragend
organisch und authentisch, ein Fest für den audiophilen Genießer. Hier wird man
unweigerlich vom bloßen Zuhörer zum Teil des Ganzen.
Ein Bluesrocker der
feinsten Art, zerbrechlich und doch energiegeladen, ertönt mit „Green eyed
lover“. Meine Kinnlade macht es sich schon mal auf dem Teppich gemütlich. Egal
auf was man sich konzentriert, man wird mitgerissen und möchte in
Begeisterungsstürme ausbrechen. HENRIK FREISCHLADER brilliert auf jeder Ebene.
Gefühl, Phrasierungen im Klang, treibende Wucht in kurzen aufschwellenden
Momenten, herrlich. LAYLA‘s Stimmgewalt und Wandelfähigkeit scheint ebenso
nicht von dieser Welt zu sein. Aber das Herausragende ist, obwohl sich hier
alle Beteiligten wahrlich austoben und entfalten, lässt man dennoch genügend
Raum für den jeweils Anderen. Wer von diesem Song nicht überzeugt wird, kann
eigentlich nur taub sein.
Während meine Gänsehaut langsam zurückgeht, bewegen
wir uns mit „Gemini heart“ in schlürfenden Klammerblues-Gefilden. Gitarre und
Gesang im zauberhaft schmachtenden Dialog auf schwellendem Orgelteppich,
während LAYLA ZOE emotional ihr Innerstes nach außen kehrt. Auch dieses Stück
wird mit so viel Feingefühl und Raffinesse intoniert, schlicht und einfach
ergreifend!
Bei „Never met a man like you“ dürfte die Wolke von STEVIE RAY
VAUGHAN gehörig wackeln, denn das Klanggerüst dieses rockigen Shuffle-Stampfers
zwingt einem die Assoziation förmlich auf. Dieses Lied pumpt gewaltig Strom in
die Hütte. Gewürzt wird die Sache mit feinen kleinen rhythmischen Spielereien und
pfeilschnellen Licks, die zusätzlich Spannung erzeugen und genretypische
Grenzen aufbrechen. Es wäre eine Verschwendung sollte „Never met a man like
you“ nicht in den Konzertsälen dieser Erde erschallen.
Wieder rocklastig doch
nicht ganz so ungestüm präsentiert man „Why you so afraid“. Obwohl dieser
Nummer auch genügend Feuer beiwohnt, lässt man dabei nichts anbrennen. Muss ich
wirklich noch extra erwähnen, dass LAYLA ZOE wieder alle Register zieht und auf
der ganzen Linie mehr als überzeugt?
Eine getragene sphärische Welt wird mit
„Father“ betreten. Dabei wird der Hörer durch verschiedenste emotionale Ebenen
und Klangdimensionen geführt. Licht und Schatten mit allen Zwischenstufen,
sozusagen. Einer der Sorte Songs, die energiegeladen packend und zugleich
zutiefst zerbrechlich traurig sind. LAYLA ZOE singt so leidenschaftlich, dem
kann man sich nicht entziehen. Hier habe ich wirklich den Eindruck, die Seele
des Stückes greifen zu können. Eindrucksvoll in all seinen dynamischen Facetten.
Hier liegen Freud und Leid nah beieinander und werden unbeschreiblich berührend
in Tönen zum Leben erweckt. Ein wahres Monument von einem Song.
In getragener
Stimmung geht es im Titelstück „The lily“ weiter. Elegant wie Nebelschwaden
über die Felder ziehen, schwebt diese fragile Nummer mit ätherischer
Orgeluntermalung dahin. Da kann man sich richtig fallen lassen und durch LAYLAs
samtiger Stimme aufgefangen werden. Die Gitarre haucht ihre Akzente wohl
dosiert hinzu. So etwas nenne ich fantastisch umgesetzte Klangkunst.
Genug der
Zurückhaltung, es wird mit „I choose you“ wieder deutlich rockiger. Im
Mittelteil kommt ein entspanntes Jamfeeling auf, der Bass pulsiert prägnant und
Henrik lässt die Gitarre streckenweise von der Leine. Ich habe die ganze Zeit
schon das Gefühl, dass The
Lily so klingt, als wäre es direkt im Studio live von
einer Band eingespielt. Was ja so nicht der Fall ist. Da waren echte Könner am
Werk, aber für Kenner des Freischladrigen-Schaffens dürfte das keine
Überraschung sein. Man denke nur allein an das 2009er Album Recorded By Martin Meinschäfer. „I choose you“ steht zwar in deutlichem Kontrast zum vorherigen Titelstück,
ist aber damit genau richtig im Fluss des Albums positioniert.
Verhalten
gestaltet sich der Einstieg zu „They lie“. Zarte Gitarre, dann kommen Bass und
Schlagzeug hinzu, bevor der ergreifende Gesang die Sache zur Perfektion treibt.
Im weiteren Verlauf nimmt das Stück an Energie und Schwung zu, um dann
zwischenzeitlich immer wieder auf eine minimalistische Ebene zurückzufallen.
Wiedermal ein wunderbares Wechselspiel der Emotionen. Die Gitarre darf sich
nochmal so richtig aufbäumen, ohne unkontrolliert auszubrechen. Die
Stakkato-Einstreuungen sorgen für zusätzlichen Biss, ebenso der facettenreiche
Gesang. Ich konnte bisher auch noch keine Klangfarbe im reichhaltigen
Stimmspektrum der LAYLA ZOE finden, die mich nicht bis ins Mark berührt. Diese
Frau hat viel mehr Aufmerksamkeit und Respekt verdient, als ihr bisher zuteil wird.
Gleiches gilt im Grunde auch für HENRIK FREISCHLADER, der nicht nur durch seine
Fertigkeiten an diversen Instrumenten glänzt sondern auch LAYLA ZOE eine ganze
Palette an großartigen Songs auf die Stimmbänder gezimmert hat. Getreu der
Devise „Never change a winning team!“ hoffe ich sehr darauf, dass The Lily noch längst nicht das letzte gemeinsame Album ist! Mehr davon,
unbedingt!
Das Ende des regulären Albums bildet die Hommage an NEIL YOUNG „Hey,
hey, my, my“. Eine gelungene lebhafte und energiegeladene Interpretation bei
der Henrik die Gitarre schön rotzig röhren lässt. Das macht Freude. Dreckiger
bietet es nur der Altmeister selbst mit seinem urigen Gitarrensound, vor allem
wenn er mit CRAZY HORSE kooperiert. Trotzdem muss sich LAYLA ZOE mit ihrer
Version nicht dahinter verstecken und bietet sogleich den Beweis, dass der Rock
´n´ Roll keinesfalls sterben wird! Nicht so lange es noch Künstler wie sie und
HENRIK FREISCHLADER gibt, die ihn nicht nur am Leben erhalten sondern beständig
Neues einhauchen.
Während der CD-Käufer nun bereits zum zweiten Durchlauf des
Albums ansetzen kann, hat der Vinyl-Genießer noch einen exklusiven Bonustrack
vor sich. Dabei handelt es sich um eine
weitere Covernummer „I’d rather go blind“. Davon gibt es ja mittlerweile
unzählig viele Interpretationen. Die erste Aufnahme erfolgte im Jahre 1967
durch Etta James und seither haben sich Viele an diesem Stück versucht. Diese
Live-Version von LAYLA ZOE gehört zweifelsohne zu den gelungenen Aufführungen.
Ein würdiger harmonischer Abschluss zu einem ganz großartigen Album.
Fazit:
Obwohl
The Lily bereits das fünfte Studioalbum von LAYLA ZOE ist, stolperte ich doch
erst kürzlich und ganz zufällig über diese sensationelle Stimme und prompt
katapultiert sie sich mit ihrem aktuellen Album verdient in meine
Favoriten-Liste der Sängerinnen.
Es ist unglaublich viel authentisches Gefühl
in ihrem Gesang, den sie so variabel einsetzt. Das geht viel tiefer als nur
unter die Haut. Jedes der Stücke begeistert mich auf dem Album, welches so
vielschichtig und doch homogen gestaltet ist. Selbst der Spannungsbogen, der mit
der Titelreihenfolge erzeugt wird, könnte besser nicht gewählt sein.
Die
Produktion ist sensationell. Warm, organisch, transparent, dynamisch und wird
der künstlerischen Darbietung damit mehr als gerecht. In Summe erhält man ein
grandioses Album, was meilenweit aus der Veröffentlichungsflut heraussteht.
Egal wie oft ich es schon gehört habe, es gibt keine Schwachpunkte oder nur die
winzigste Kleinigkeit, an der man berechtigt Kritik üben könnte. Schlicht und
einfach perfekt. Ich bin über alle Maßen zufrieden, hoch erfreut und eigentlich
sprachlos. Ich lege The
Lily jedem nahe, der ehrliche, herausragend gute handgemachte
Musik mit Sinn, Herz und Verstand mag.
Hörtipps: ALLES!!
Bewertung: 10 von 10 Punkten
Tracklist:
01.Glory, glory, hallelujah
02.In her mother’s house
03.Green eyed lover
04.Gemini heart
05.Never met a man like you
06.Why you so afraid
07.Father
08.The lily
09.I choose you
10.They lie
11.Hey, hey, my, my
12.I’d rather go blind [live] (Bonustrack – vinyl only)
Besetzung:
Layla Zoe – Lead & Backing vocals
Henrik Freischlader – Guitars, Bass, Drums & Backing vocals
Moritz Fuhrhop – Hammond Organ
Für die Freunde der physischen Tonträger:
Erschienen ist das Album auf Vinyl (180g) und als Digipak-CD.
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