Mittwoch, 21. August 2013

CD-Review: Defeater - Letters Home


Info
Bandname: Defeater
Albumname: Letters Home
Musikrichtung: Hardcore
Erscheinungsjahr: 2013
Label: Bridge Nine Records
Herkunft: USA
Facebook: www.facebook.com/defeaterband

Konzeptalben sind ja immer recht schwer zu beurteilende Werke, die ab und an auch vollkommen in die Hosen gehen können. Man denke da nur an das abschreckende Beispiel von JUDAS PRIEST'S Nostradamus (natürlich hier eine vollkommen subjektive Meinung des Autors). Aber ein Novum war es für mich dann doch, dass es eine Band gleich einmal nur mit Konzeptalben versucht. Defeater veröffentlichen ihr mittlerweile drittes Album und jedes einzelne ist Teil einer großen Geschichte, die die Band erzählen will. Das allein zeigt ja schon einmal, wie kreativ die Jungs sein müssen, aber ob es auch musikalisch so interessant wird?

Die Story spielt während des zweiten Weltkriegs und handelt von einer amerikanischen Familie, die mit den Leiden und Verlusten des Kriegs zurechtkommen muss. Jedes Album handelte bisher von einer anderen Person. Während das erste Album Travels noch vom Leben des jüngeren Bruders handelt, dreht sich das zweite Album Empty Days & Sleepless Nights um das des älteren. Letters Home erzählt nun die Geschichte des Vaters, dessen Erleben in Briefform an die Familie geschickt wird. Das Besondere im Vergleich zu den beiden Vorgängeralben ist hierbei, dass die Songs nicht chronologisch sondern entgegensetzt ablaufen, was natürlich ein wirklich interessantes Experiment sein kann.

Das Album beginnt mit dem Song „Bastards“, ein guter Hardcore-Song mit Power und trotz der Shouts viel Emotion. Auch die Freunde der etwas melodischeren Härte sind hier definitiv nicht falsch. Weiter geht es mit „No Shame“, der sich mehr und mehr zu meinem absoluten Höhepunkt der Platte entwickelt. Ein ruhiger Beginn mit Gitarren, die einem einen Schauer über den Rücken jagen, später ein unglaublich cooler Groove während des Refrains, der am Ende sogar von Flageoletts durchzogen wird. Einfach genial und definitiv ein guter Hörtipp!

Der nächste Hörtipp folgt mit „Hopeless Again“ unmittelbar im Anschluss. In diesem Song kommt der eindeutige Hardcore-Schlag zur Geltung, ein Song, bei dem man einfach nicht still sitzen bleiben kann, wenn man auch nur ein klein wenig zum Hardcore tendiert. „Blood in My Eyes“ ist stark an den Post-Hardcore angelehnt; zumindest die Gitarren erinnern immer wieder an dieses Genre, allerdings nur bis der Breakdown kommt, der mit seiner stakkatoartigen Gitarre und den stakkatoartig darüber gelegten Shouts einfach nur großartig komponiert wurde, wodurch der Song einfach zum dritten Hörtipp werden muss.

„No Relief“ zeigt sich wieder von einer (für Hardcore-Verhältnisse) ruhigeren Seite zu Beginn. Auch wenn sie mich nicht so überzeugen kann, wie die drei Vorgänger, ist die Nummer definitiv nicht fehl am Platz. Mit „No Faith“ geht es wieder in die Post-Hardcore-Schiene, wobei mir einmal mehr viele Namen einfallen, die ich hier schon gar nicht mehr erwähnen muss, da ich sie bereits so oft in früheren Reviews genannt habe (vielleicht sagt dem ein oder anderen das Kürzel FFAF ja etwas?).

„Dead Set“ beginnt mit einem unglaublich intensiven Hall auf der Gitarre, was erneut bei vielen für Gänsehaut sorgen wird. Der Song steht für mich als Prototyp für die gesamte Klangfarbe der Platte, denn immer wieder tauchen auf Letters Home Songs auf, bei denen man eine leicht depressive Stimmung ausmachen kann (im Angesicht der Story auch nur wenig verwunderlich), und trotzdem wird das Ganze durch ein paar Hardcore-Elemente hier und da wieder aufgelockert, so dass man wenigstens nicht die ganze Zeit weinend in der Dusche sitzt. Auch wenn das bei „No Saviour“ nicht unbedingt schwer fiele, denn der gesamte Song ist sehr ruhig (trotz Shouts) und gerade zu Beginn wird komplett auf Gain verzichtet. Alles in allem erinnert mich die Nummer aber doch zu sehr an Bring Me the Horizon und fällt dadurch für mich irgendwo vom Rest des Albums ab. Schade, denn sowohl der Anfang als auch der ruhige Aufbau des Songs hätten mit normalem Gesang für einen enormen Überraschungseffekt gesorgt.

Mit „Rabbit Foot“ wird es wieder etwas interessanter. Shouts, die zu Beginn komplett ohne musikalische Untermalung auskommen und ein leicht progressiverer Takt machen jedoch trotzdem keinen Hörtipp. Der folgt dafür mit dem letzten Song des Albums (und dem lyrischen Beginn der Story) „Bled Out“. Der Titel beginnt mit einer dissonanten Gitarre, was bereits viel über die Grundstimmung des Songs aussagt. Von den Gitarren her ist zwar nicht viel los, außer dass ab und an ein Powerchord geschlagen wird, aber meiner Meinung nach ist es genau das, was den Song so intensiv macht; besonders, da am Ende jedes Chords tonnenweise Feedback zu hören ist. Ein absoluter Hit für Freunde der Quietschtöne! Interessanterweise endet das Album mit denselben Zeilen mit denen auch der erste Song aufgehört hat („And all I see is that bastard in me“), was das Album für meinen Geschmack sehr schön abrundet.

Fazit: Mit Letters Home haben Defeater ein sehr interessantes und solides Album veröffentlicht, dass zwar ein paar Durchläufe benötigen wird, sich aber dann gnadenlos in die Gehörgänge bohrt. Dieses Album landet definitiv in meiner Top-5-Hitliste für Konzeptalben.

Hörtipps: „No Shame“, „Hopeless Again“, „Blood in My Eyes“, „Dead Set“, „Bled Out“

Bewertung: 9 von 10 Punkten

Tracklist:
1. Bastards
2. No Shame
3. Hopeless Again
4. Blood in My Eyes
5. No Relief
6. No Faith
7. Dead Set
8. No Saviour
9. Rabbit Foot
10. Bled Out

Besetzung:
Vocals: Derek Archambault
Gitarre, Vocals: Jay Maas
Gitarre: Jake Woodruff
Bass: Mike Poulin
Schlagzeug: Joe Longobardi

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