Info
Bandname:
Defeater
Albumname:
Letters Home
Musikrichtung:
Hardcore
Erscheinungsjahr:
2013
Label: Bridge
Nine Records
Herkunft: USA
Facebook:
www.facebook.com/defeaterband
Konzeptalben
sind ja immer recht schwer zu beurteilende Werke, die ab und an auch
vollkommen in die Hosen gehen können. Man denke da nur an das
abschreckende Beispiel von JUDAS PRIEST'S Nostradamus
(natürlich hier eine vollkommen subjektive Meinung des Autors). Aber
ein Novum war es für mich dann doch, dass es eine Band gleich einmal
nur mit Konzeptalben versucht. Defeater veröffentlichen ihr
mittlerweile drittes Album und jedes einzelne ist Teil einer großen
Geschichte, die die Band erzählen will. Das allein zeigt ja schon
einmal, wie kreativ die Jungs sein müssen, aber ob es auch
musikalisch so interessant wird?
Die
Story spielt während des zweiten Weltkriegs und handelt von einer
amerikanischen Familie, die mit den Leiden und Verlusten des Kriegs
zurechtkommen muss. Jedes Album handelte bisher von einer anderen
Person. Während das erste Album Travels
noch vom Leben des jüngeren Bruders handelt, dreht sich das zweite
Album Empty Days & Sleepless Nights
um das des älteren. Letters Home
erzählt nun die Geschichte des Vaters, dessen Erleben in Briefform
an die Familie geschickt wird. Das Besondere im Vergleich zu den
beiden Vorgängeralben ist hierbei, dass die Songs nicht
chronologisch sondern entgegensetzt ablaufen, was natürlich ein
wirklich interessantes Experiment sein kann.
Das
Album beginnt mit dem Song „Bastards“, ein guter Hardcore-Song
mit Power und trotz der Shouts viel Emotion. Auch die Freunde der
etwas melodischeren Härte sind hier definitiv nicht falsch. Weiter
geht es mit „No Shame“, der sich mehr und mehr zu meinem
absoluten Höhepunkt der Platte entwickelt. Ein ruhiger Beginn mit
Gitarren, die einem einen Schauer über den Rücken jagen, später
ein unglaublich cooler Groove während des Refrains, der am Ende
sogar von Flageoletts durchzogen wird. Einfach genial und definitiv ein
guter Hörtipp!
Der
nächste Hörtipp folgt mit „Hopeless Again“ unmittelbar im
Anschluss. In diesem Song kommt der eindeutige Hardcore-Schlag zur
Geltung, ein Song, bei dem man einfach nicht still sitzen bleiben
kann, wenn man auch nur ein klein wenig zum Hardcore tendiert. „Blood
in My Eyes“ ist stark an den Post-Hardcore angelehnt; zumindest die
Gitarren erinnern immer wieder an dieses Genre, allerdings nur bis
der Breakdown kommt, der mit seiner stakkatoartigen Gitarre und den
stakkatoartig darüber gelegten Shouts einfach nur großartig
komponiert wurde, wodurch der Song einfach zum dritten Hörtipp
werden muss.
„No
Relief“ zeigt sich wieder von einer (für Hardcore-Verhältnisse)
ruhigeren Seite zu Beginn. Auch wenn sie mich nicht so überzeugen
kann, wie die drei Vorgänger, ist die Nummer definitiv nicht fehl am
Platz. Mit „No Faith“ geht es wieder in die
Post-Hardcore-Schiene, wobei mir einmal mehr viele Namen einfallen,
die ich hier schon gar nicht mehr erwähnen muss, da ich sie bereits
so oft in früheren Reviews genannt habe (vielleicht sagt dem ein
oder anderen das Kürzel FFAF ja etwas?).
„Dead
Set“ beginnt mit einem unglaublich intensiven Hall auf der Gitarre,
was erneut bei vielen für Gänsehaut sorgen wird. Der Song steht für
mich als Prototyp für die gesamte Klangfarbe der Platte, denn immer
wieder tauchen auf Letters Home
Songs auf, bei denen man eine leicht depressive Stimmung ausmachen
kann (im Angesicht der Story auch nur wenig verwunderlich), und
trotzdem wird das Ganze durch ein paar Hardcore-Elemente hier und da
wieder aufgelockert, so dass man wenigstens nicht die ganze Zeit
weinend in der Dusche sitzt. Auch wenn das bei „No Saviour“ nicht
unbedingt schwer fiele, denn der gesamte Song ist sehr ruhig (trotz
Shouts) und gerade zu Beginn wird komplett auf Gain verzichtet. Alles
in allem erinnert mich die Nummer aber doch zu sehr an Bring Me the
Horizon und fällt dadurch für mich irgendwo vom Rest des Albums ab.
Schade, denn sowohl der Anfang als auch der ruhige Aufbau des Songs
hätten mit normalem Gesang für einen enormen Überraschungseffekt
gesorgt.
Mit
„Rabbit Foot“ wird es wieder etwas interessanter. Shouts, die zu
Beginn komplett ohne musikalische Untermalung auskommen und ein
leicht progressiverer Takt machen jedoch trotzdem keinen Hörtipp.
Der folgt dafür mit dem letzten Song des Albums (und dem lyrischen
Beginn der Story) „Bled Out“. Der Titel beginnt mit einer
dissonanten Gitarre, was bereits viel über die Grundstimmung des
Songs aussagt. Von den Gitarren her ist zwar nicht viel los, außer
dass ab und an ein Powerchord geschlagen wird, aber meiner Meinung
nach ist es genau das, was den Song so intensiv macht; besonders, da
am Ende jedes Chords tonnenweise Feedback zu hören ist. Ein
absoluter Hit für Freunde der Quietschtöne! Interessanterweise endet
das Album mit denselben Zeilen mit denen auch der erste Song
aufgehört hat („And all I see is that bastard in me“), was das
Album für meinen Geschmack sehr schön abrundet.
Fazit:
Mit Letters Home haben
Defeater ein sehr interessantes und solides Album veröffentlicht,
dass zwar ein paar Durchläufe benötigen wird, sich aber dann
gnadenlos in die Gehörgänge bohrt. Dieses Album landet definitiv in
meiner Top-5-Hitliste für Konzeptalben.
Hörtipps:
„No Shame“, „Hopeless Again“, „Blood in My Eyes“, „Dead
Set“, „Bled Out“
Bewertung:
9 von 10 Punkten
Tracklist:
1. Bastards
2. No Shame
3. Hopeless Again
4. Blood in My Eyes
5. No Relief
6. No Faith
7. Dead Set
8. No Saviour
9. Rabbit Foot
10. Bled Out
Besetzung:
Vocals: Derek Archambault
Gitarre, Vocals: Jay Maas
Gitarre: Jake Woodruff
Bass: Mike Poulin
Schlagzeug: Joe Longobardi
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