Info:
Bandname: Christer Borg
Albumname: Christeriania
Musikrichtung: alternative
Erscheinungsjahr: 2011
Label: Föusk Records
Herkunft: Norwegen
Albumname: Christeriania
Musikrichtung: alternative
Erscheinungsjahr: 2011
Label: Föusk Records
Herkunft: Norwegen
Website: www.facebook.com/christeriania
Hallo liebe Leser!
Neulich campierte ich 3 Tage vor meinem Briefkasten. Der Grund dafür war
die gespannte Erwartung eines Päckchens aus Norwegen. Meine Meinung nach Tagen ununterbrochenem
Hörens, muss ich zugeben, dass ich mehr als überrascht bin. Aber lest selbst…
Das Album Christeriania beginnt mit dem Titel „Morten Harket“, für
diejenigen, welche just in diesem Augenblicke rätseln, wo sie diesen Namen
schon gehört haben, das ist der Sänger der Band A-ha. Das Musikstück gibt’s als
Soundcloudfile am Ende des Reviews – sozusagen eine kleine Kostprobe. Der Song
hat Energie, Leidenschaft und ordentlich Dynamik. Was das Songwriting betrifft,
kann man schon hören wo die Reise hingeht – ausgereifte Harmonien,
Synthieeinsatz mit wirklich einprägsamem Charakter, sehr klare
Gitarrendistortion, ein interessantes Schlagwerk sowie ausgefeilte
Gesangsrhythmik! Das ist schon die Liga, in welcher international erfolgreiche
Künstler ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Kein stupider 4/4 Takt - das ist
doch schon ein Grund genauer hinzuhören! Und das ist erst der Opener; da kommt
Freude auf.
Es folgt eine Nummer, welche durch Klangvielfalt in puncto Percussion aufblüht.
Zuerst scheint man aus dem „Morten Harket“-Konzept herausgerissen zu werden,
aber bereits nach einer halben Minute ist man in eine andere Dimension
versetzt. „Så
Kan Du Tru“ hat diesen
unbeschwerlichen Charakter, den man nur schwer erklären kann. Die symbiotische
Instrumentalisierung lässt mich mit ausgefahrener Kinnlade da sitzen und
staunen, wie schier einfach man wirklich sehr eingängige und ausgefeilte Musik
verzapfen kann. Der bewusste Einsatz von Synthesizern sowie klassischen
Instrumenten und einer wirklich sympathischen Stimme der begleitenden Sängerin
Thea Holst, macht auch diesen subtilen Song zu einem kleinen Feuerwerk.
Und schon geht es wieder in die richtige Rockschiene! „Solsangen“, lässt
die Rezeptoren auf Hochtouren laufen. Der leichte Punk- und Rock´n´Roll-Kreuzzug
geht mit knappen 2 Minuten in die Vollen und vermittelt ein unheimlich
positives Empfinden. Das macht einen riesigen Spaß, das Album auf alle
Einzelheiten aufzuschlüsseln, weil es so viel zu bieten hat! Und das sage ich
schon nach dem dritten Titel, denn es geht munter weiter.
Der nächste Titel – "Vi Dro Tel Leipzig" – hat schon vor dem ersten Hören
meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Verarbeitet werden die Erlebnisse einer
Reise durch Deutschland. Die Vermittlung dieser Impressionen erfolgt auf eine
derart komplexe Art und Weise, dass ich meine Ansichtsweise über die
Komplexität anderer Bands noch einmal überdenken muss. Was mich schon fasziniert
ist die Beständigkeit in der perfekten Abstimmung, zwischen allen
Instrumentengruppen, und da zähle ich auch wieder den Gesang aller Beteiligten. Das ist Wahnsinn wie sich durch „eingeworfene“ Gesänge, Emotionen so gut
wiedergeben lassen. Das Songwriting ist jenseits von Gut und Böse und sucht
seinesgleichen! Das muss man gehört haben – ein bisschen proggy, ein bisschen
rocky, Klasse!
„Skinnhanskan“ – Lederhandschuh. Eine Trompete, welche das Martinshorn immitiert, eröffnet den Song; gefolgt von einer
irgendwoher bekannten Gasangsmelodie und einer Hookline, die jedes Kind mit
Freude erfüllt, denn sie leitet einen der eingängigsten Refrains ein, die mir
bekannt sind. Der Song sprudelt vor Spielfreude und guter Laune, denn er lebt
ganz klar von Percussion und gezielter Soundcollage! Und wenn man schon bei
Spielfreude ist, reiht sich „Morrastjerne“ mit ein. Der Groove erinnert an „La
Grange“ von ZZ TOP, der Gesang dürfte meiner Meinung nach noch etwas rauchiger
sein, aber dieses Manko wurde mit Coolness übertüncht. An und für sich ist das
ein guter Titel, mit Piano und allem was der Titel braucht, doch der
Spannugsbogen bleibt im Vergleich zum bisher gehörten dann doch eher flach –
ohne enttäuscht zu klingen.
Gut, man könnte jetzt davon ausgehen, dass der Wendepunkt des Albums erreicht
worden wäre, aber es wäre vermessen vorzeitige Schlüsse zu ziehen. Darum geht
es Erwartungsvoll weiter…
Und das Warten hat sich gelohnt!
Der folgende Titel liest sich vorerst
komisch – „Jens
Bjørneboe“. Ganz klar ein weiteres Glanzstück auf
dem Album. Der Titel eröffnet sich leicht getragen mit einer eingängigen Lead,
Maultrommel(!!!) und einer sehr angenehmen Akkordfolge. Die Arbeit mit
gezielten Pausen und wirklich abwechslungsreicher Rhythmik, insbesondere vom
miteröffnenden Bass, lässt den Titel schon sehr individuell erscheinen, doch
der Titel entwickelt sich mit jeder verstrichenen Sekunde. Aus der leicht
getragenen Stimmung fährt plötzlich das Tempo hoch und verzerrte Gitarren mit
eingängiger Melodie lassen den Song zu einer „ansteckenden“ Nummer werden, denn das Jens „Bjørneboe“, lässt sich verdammt gut vorrausschauen und hätte vom Songwriting her
an kaum einer besseren Passage gebracht werden können. Doch wieder schlägt der
Song um – es wird ruhig und bedächtig – der Bass hüllt den Hörer ein und
vorsichtig beginnt der Gesang. Ich bekomm ähnliches Gänsehautgefühl beim Hören,
wie es mir bei „Victim of Changes“ von Judas Priest ergeht, wenn sich da die
Stimmung legt. Und wieder steigert sich die Stimmung und der Song kehrt in
seine rockende Passage zurück; normalerweise enden die meisten Titel, wenn so
viele Register gezogen wurden, doch hier geht es noch weiter. Der abschließende
Part hängt sich mit einer schwerelosen Melodie und wieder hervorragender Arbeit
am Bass an das Songgeschehen an; das letztgesungene Wort „Lufmadrassssssssss“,
lässt dann noch den nötigen Wortwitz durchdringen und beendet einen über
sechsminütigen Song voller bemerkenswerter Schreibkunst und Spielfreude.
Dass Abwechslung, einer der großen Punkte
auf dem Album ist, dürfte jedem klar werden. Also legt die Band noch mit ein
etwas Funk nach – „Himmelblå“ wird mit einem wieder unbeschreiblich guten Bass angespielt und einem
choralem „Wä Chok Wä Hä“ umrahmt, dass es zum Mitnicken zwingt! Der der Part
dauert nicht lange an und es erklingt der eigentliche Song, der sich wieder
durch sehr angenehmes Songwriting definiert, die Abstimmung aller Instrumente
gibt erneut die nötige Würze, von der Gesangsrhythmik kann man keine Ausnahme
machen.
Es folgt noch ein Song namens „Vi Går Igjen“, auch ein schöner
getragener Song mit unorthodoxer Gesangsrhythmik, allerdings nicht so fesselnd
wie der Rest des Albums. Abschließend wäre da noch „Sommern I Nord-Norge“, erneut ein schöner akustischer Titel mit klarer Struktur und dem
Charakter, dass er die Sommersonnenwende perfekt begleiten könnte. Melodiös und
schwebend geht eines der besten Alben, welches ich bis jetzt hören durfte, zu
Ende.
Fazit: Christeriania ist der Spagat
zwischen den Musikstilen, den man nur zu selten zu hören bekommt. Es obliegt
mir zu sagen, dass das hier ein Überalbum ist, doch es ist haarscharf dran! Ich
denke, dass man die Band guten Gewissens im Auge behalten sollte, denn da ist
bestimmt noch ein Hammer zu erwarten!
Mit den besten Empfehlungen und einem
großen Dank fürs Lesen sagt
Euer Ron
Hörtipps: „Morten Harket“, „Vi Dro Tel
Leipzig“, „Jens
Bjørneboe“
Bewertung: 9 von 10 Punkten
Tracklist:
1. Morten Harket
2. Så
Kan Du Tru
3. Solsangen
4. Vi Dro Tel Leipzig
5. Skinnhanskan
6. Morrastjerne
7. Jens Bjørneboe
8. Himmelblå
9. Vi Går
Igjen
10. Sommern I Nord-Norge |
Besetzung:
Henning Olsen – Percussion, Schlagzeug, Backings
Håvard Ammerud– E-Gitarre, Backings
Christer Borg – Gesang, Bass, akustische Gitarre, Synthesizer
-Gäste-
Vidar Enga – Horn
Bengt Eskil – Klarinette
Bjørn Sundklakk– Piano
Thea Holst – Backings
Hallstein Sandvin – Slidegitarre, Backings
Håvard Ammerud– E-Gitarre, Backings
Christer Borg – Gesang, Bass, akustische Gitarre, Synthesizer
-Gäste-
Vidar Enga – Horn
Bengt Eskil – Klarinette
Bjørn Sundklakk– Piano
Thea Holst – Backings
Hallstein Sandvin – Slidegitarre, Backings
Hier noch der Soundcloudverweis:
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