Sonntag, 6. März 2011

CD-Review: The Get Up Kids - There Are Rules



Info
Bandname: The Get Up Kids
Albumname: There Are Rules
Musikrichtung: Alternativ / Indie
Erscheinungsjahr: 2011
Label: Quality Hill Records (Soulfood)
Herkunft: USA
Myspace: http://www.myspace.com/thegetupkids
Website: http://www.thegetupkids.com/


Es wäre unfair zu erwarten, dass The Get Up Kids immer noch so klingen würden, wie sie es auf ihrem richtungsweisenden Album „Something To Write Home About“ vor zehn Jahren taten. Nach diesem Album und bevor sie ihre Karriere unterbrachen, hatten sie ihren Sound poppiger gestaltet. Doch was immer man von The Get Up Kids erwartet, auf diesem Album wird man es nicht finden. Wenn es also, wie es der Albumtitel andeutet, Regeln geben sollte, dann haben sie sich gewiss über die Jahre verändert.

Indem sie ein neues Gebiet betritt, hat sich die Band ein Problem geschaffen, dass sie nun selbst lösen muss. Es scheint ziemlich klar zu sein, dass die Jungs nicht mehr die sein wollen, die sie einmal waren, doch genauso unklar ist auch, wer sie denn dann sein wollen. „There Are Rules“ ist nicht der gitarrenlastige, unverfrorene und doch poppige Emo-Rock, in dem sie sich ihren Namen gemacht haben. Eigentlich ist die Scheibe kaum ein Album, das man gitarrenlastig nennen kann. Stattdessen ist es ein Album mit ausgeprägten – und oft perplexen – Klangeigenschaften. Das Keyboard, das normalerweise die Songs mit Melodie versehen hatte, dominiert. Gitarren und Gesang laufen durch stark verzerrende Filter. Das einst antreibende Schlagzeug läuft nun einfach nur dem Strom hinterher und versucht, das Ganze von hinten anzutreiben, anstatt selbst die gewohnte Führungsrolle zu übernehmen.

Der Wechsel von einer fundamentalen Rockband, die auf ihren frühen Werken zu hören ist, zu einer effektüberladenen Band heutzutage, ist zwar interessant, allerdings nur auf dem Papier. Denn vieles auf „There Are Rules“ fühlt sich gezwungen an. Im Grunde hätten viele der Songs bereits auf „Guilt Show“ ihren Platz haben können, wenn sie nicht so unnatürlich in etwas anderes verwandelt worden wären. „Tithe“, der Opener, könnte ein starker Rocksong sein, wären die Drums nicht so hohl und der gesamte Song nicht so seltsam produziert. „Shatter Your Lungs“ fängt mit einem coolen Groove an, doch das elektronische Rumgedudel geht einem mit der Zeit irgendwie doch gegen den Strich. Manchmal funktionieren diese neuen Elemente natürlich auch. „Automatic“ und „Pararelevant“ sind die besten Beispiele dafür und gleichzeitig auch die besten Rocksongs.

Diese Songs funktionieren allerdings deshalb, weil die Effekte um sie herum gelegt wurden und nicht einfach nur drauf gepackt sind. Alles andere kommt eher experimentell, aber auch konfus daher, denn die stark bearbeiteten Songs spielen der Band nicht gerade in die Hände. Die Gitarren werden von den unendlich störenden Effekten absolut zerstört und Matt Pryors Stimme ertrinkt fast im Hall oder anderen Filtern und verschwindet im Mix fast vollkommen. Mit dem ganzen Produktionstheater bekommt das Album ein raues, industrielles Feeling.

„Turn away, turn away, from everything we once were“, ruft Pryor während „Keith Case“. Dieser Ausruf könnte ein perfekter Albumtitel sein, wenn er nicht so ironisch wäre. Gerade dieser Song ist klarer als alles andere auf der Scheibe, ein richtiger Rocker und ein sehr willkommener Break vom Rest des von Effekten überfüllten Albums. Die Neigung der Band, etwas zu probieren, das sich neu anfühlt, ist bewundernswert und gut und The Get Up Kids können damit punkten, uns nicht mit langweiligem Abklatsch ihrer alten Alben zu nerven. Aber obwohl man sagen kann, dass sie diesen Absturz vermieden haben, kommt das Beharren darauf, sich überhaupt nicht an der Vergangenheit zu orientieren, doch nicht auf seine Kosten. Schlussendlich klingt „There Are Rules“ wie das Produkt einer Band, die zwar weiß, was sie einmal war, sich jedoch noch nicht darüber einig ist, wo sie hin will.

Bewertung: 1,5 von 5 Punkten

Tracklist:
1. Tithe
2. Regent´s Court
3. Shatter Your Lungs
4. Automatic
5. Pararelevant
6. Rally ´round The Fool
7. Better Lie
8. Keith Case
9. The Widow Paris
10. Birmingham
11. When It Dies
12. Rememorable

Besetzung:
Gitarre, Gesang:         Matt Pryor
Gitarre:                       Jim Suptic
Bass:                           Robert Pope
Keyboard:                  James Dewees
Schlagzeug:                Ryan Pope

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