Dienstag, 1. März 2011

CD-Review: Kids In Glass Houses - Smart Casual

Erfrischend anders

Info
Bandname: Kids In Glass Houses
Albumname: Smart Casual
Musikrichtung: Pop-Punk mit britischen Einflüssen
Erscheinungsjahr: 2008
Label: Roadrunner Records
Herkunft: Wales
MySpace: http://www.myspace.com/kidsinglasshouses
Website: www.kidsinglasshouses.com

Okay, ich bin ehrlich. Nachdem ich ein Bild dieser Band gesehen hatte, mochte ich sie schon ohne sie zu hören. Lead-Sänger Aled Phillips möchte ich zwar nicht zu nahe treten, doch nichtsdestotrotz freute ich mich darüber,  eine Pop-Punk-Band zu sehen, die endlich einmal keinen Schönling seinen Frontmann nennt. Viel zu oft greifen Bands in diesem Genre eher auf ihr Aussehen als auf musikalisches Talent zurück. Ich werde an dieser Stelle keine Namen nennen, hauptsächlich, weil jeder, der sich für dieses Genre interessiert, selber einen oder mehrere Bands nennen könnte, auf die es zutrifft. Ich begnüge mich damit zu sagen, dass die besten Bands meistens genau diese Sicherheitsnetze nicht haben, die sie als Auffangmittel verwenden könnten, wenn es musikalisch nicht mehr so läuft. Sie sind gezwungen, ihre musikalischen Fähigkeiten stärker zu verfeinern als ihre (gutaussehenden) Konkurrenten und das Resultat ist meistens Meilen besser als die Scheiben, die von den Szene-Bands, auf die ich mich oben bezog, hervorgebracht werden.

Genau das scheint in diesem Fall geschehen zu sein, denn Smart Casual ist eines der besten Pop-Punk-Alben, die ich seit Langem gehört habe und definitiv eines der besten Debüts, das man ablegen kann. Immerhin übertrumpfen Kids In Glass Houses damit Madina Lake und Forever the Sickest Kids. Es gibt zwei Dinge, die man hier hervorheben sollte. Erstens ist KIGH´s Sound eine perfekte Mischung aus amerikanischen und britischen Einflüssen. Es ist kein Geheimnis, dass die Szene von amerikanischen Bands dominiert wird und der Klang und die Vorstellungen, die sie mit sich bringt, werden – zumindest in meinem Kopf – oft mit amerikanischer Kultur, besonders mit den sonnigeren Klimaregionen wie Kalifornien und Florida in Verbindung gebracht. Deshalb war ein Übertragen dieses Feelings auf ausländische Bands zu erwarten, doch was KIGH zu etwas Besonderem macht, ist ihr Gefühl, all das mit einer gewissen britischen Note zu versehen. Das Ganze geschieht keineswegs auf clichéhafte Art und Weise, wie es für einige britische Alben zutrifft (Enter Shikari´s Common Dreads wäre ein klassisches Beispiel). Eine kleine Note weniger britischer Basisbands wie Police und Blur beeinflussen ihren Sound, doch es ist nie so viel, dass sie von ihren Pop-Punk-Wurzeln abkommen.

Auch das Fehlen einer Ballade auf dem gesamten Album ist eine brillante Empfehlung. Ich bin nicht per se gegen Balladen, sie sind nur einfach so viel schwerer zu mögen, als Songs auf normaler Geschwindigkeit. Zum einen können sie unsinnig und nicht authentisch wirken, zum anderen könnte man Gefahr laufen, dass keiner dazu tanzen kann und dann besteht da noch das Risiko, dass sie zu gut sind und damit den Rest des Albums einfach vergessen lassen. Jedenfalls beeindrucken mich die Versuche von Bands, das Tempo zu reduzieren immer weniger. KIGH jedoch scheinen sich vollkommen bewusst zu sein, dass Pop-Punk fröhliche, muntere Musik ist und haben kein Verlangen danach, auf irgendeinem der zwölf Titel das Tempo zu verringern. Das Resultat ist so viel besser.

Zu erwähnen sind auch die individuellen Aspekte der Musiker. Das gesamte Album ist eher gut als großartig. Der Gesang ist eingängig genug, um ein Ohrwurm zu werden, ohne sich jedoch jemals auszuzeichnen. Die Lyrics sind catchy genug, dass man sich schneller beim Mitsingen erwischt, als es zu erwarten wäre, doch nie so clever wie die Lyrics von Fall Out Boy. Die Produktion ist allerdings exzellent. Jedes musikalische Element wurde perfekt in Szene gesetzt und erschafft somit ein ideales Klangbild. Die Herangehensweise ist dabei relativ frisch. Der oben genannten britischen Einflüsse ungeachtet, ist “Fisticuffs” ein bisschen härter als der gewohnte Durchschnitt, “Give me what I want” lässt ein paar Spuren Indie erkennen und einige “Duh-duhs” (“Easy Tiger”) und “na-nas” (Church Tongue”) durften natürlich auch nicht fehlen.

Das Album hat alles, was man im Pop-Punk erwartet: es ist frisch, ernst, besitzt Ohrwürmer ohne Ende, und mehr als das fügt es auch noch etwas Neues hinzu – nicht so viel, dass es die Szene-Kids abschrecken würde, aber genug um die Kenner auf- und hinhören zu lassen. Definitiv hat sich das Album einen Platz in jeder Pop-Punk-Plattensammlung verdient.

Bewertung: 4,5 von 5 Punkten

Tracklisting:
1. Fisticuffs
2. Easy Tiger
3. Give Me What I Want
4. Saturday
5. Lovely Bones
6. Shameless
7. Girls
8. Good Boys Gone Rad
9. Dance All Night
10. Pillow Talk
11. Raise Hell
12. Church Tongue

Besetzung
Gesang:       Aled Phillips
Gitarre:        Joel Fisher
Gitarre:        Iain Mahanty
Bass:           Andrew Shay
Schlagzeug:  Philip Jenkins

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