Info
Bandname:
Pothead
Albumname: Jackpot
Musikrichtung:
Rock
Erscheinungsjahr: 2013
Label:
Janitor Records
Herkunft:
Deutschland
Website: www.pothead.de
Ist es sinnvoll ein Review zu einem neuen POTHEAD-Album zu schreiben, wo die
Band doch seit Jahren ihre musikalische Nische gefunden hat und eigentlich
immer in unregelmäßigen Abständen gleichbleibend gute solide Alben abliefert?
Die
Fanbasis ist gefestigt und entweder mag man den gelassenen stoischen Stil des
Trios oder eben nicht.
Obwohl „Jackpot“ stilistisch kein Ausreißer ist, so gibt
es doch die berühmte Schönheit im Detail. Was natürlich sofort ins Auge sticht
ist der Drummerwechsel. Nach 18 Jahren hat Sebastian Meyer die Sticks Ende 2012
an seinen Nachfolger Nick übergeben. Ob es daran liegt, dass POTHEAD eine ganze
Ecke frischer und direkter erscheinen? Man weiß es nicht genau, aber die
Vermutung liegt nahe.
War den Vorgängeralben noch jeweils eine gewisse
Grundstimmung zu Eigen, so zeigt sich „Jackpot“ im direkten Vergleich doch
recht vielseitig und facettenreich. Ziemlich deutlich sticht auch der
zunehmende Gebrauch von Keyboard und Synthiesounds ins Ohr. Ich bin
grundsätzlich kein großer Freund davon, aber POTHEAD bekommen gerade noch so
die Kurve, dass es zumindest meine Toleranzgrenze nicht überschreitet. Außerdem
muß ich gestehen, dass es an manchen Stellen ein wirklicher Gewinn ist, was die Stimmungsuntermalung betrifft.
Ansonsten
bekommt man alles geboten, was die Band bisher ausgemacht macht. Da stört es
auch nicht, wenn sie sich zuweilen auf charmante Art und Weise selbst zitiert.
Für
POTHEAD-Kenner dürfte es auch keine große Überraschung sein, dass Brad
gesanglich wie gewohnt herausragt und ein weiteres Mal unbeirrbar zeigt, was
für eine grandiose vielseitige und wandlungsfähige Stimme seiner Kehle
innewohnt, die er zu jeder Zeit absolut zielsicher und gefühlvoll in Szene
setzt. Immer wieder ein Hochgenuss und einer der Gründe, wieso jede neue
POTHEAD-Platte, auch wenn die musikalische Ausprägung auf den ersten Blick sehr
ähnlich ausfällt, irgendwann den Weg in mein Regal findet.
Nun also: Kopfhörer
auf, Silberling in den Player und der Hintern auf den Schaukelstuhl.
Das neue
Album eröffnet gleich mit einem drückenden POTHEAD-typischen Grooverocker. Erstmal
also nix mit relaxen, „Take your queen“ kommt direkt rüber und ist ein
passender Opener. Spielt den Jüngern des Trios absolut in die Karten, würde ich
mal meinen. Hier wird Verlangen gestillt und keine Begehrlichkeiten geweckt.
Etwas
entspannter kommt „Rhyme in time“ daher. Der Overdrive-Kanal wurde
runtergedreht und es herrschen Akustikgitarre und cleane Gitarrensounds vor. Die
Nummer zündet bei mir sofort und der harmonische Refrain schleicht sich ganz
fies und nachhaltig in die Gehörgänge. Während des Gitarrensolos gibt es die
ersten zischenden Synthieklänge zu entdecken, die dem Gesamtklangkonzept zwar
durchaus eine Ebene hinzufügen, sicherlich aber nicht unbedingt jedermanns
Sache sein dürften und vielleicht an der Stelle verzichtbar gewesen wären.
Naja, Geschmackssache – wirklicher Schaden entsteht nicht.
Beschwörend in den
tieferen Stimmlagen bringt uns Brad durch den stampfenden Brocken „Drone“. Die
Gitarren quellen wieder fetter aus den Boxen und die Grundstimmung wirkt etwas
bedrückender. Passt aber gut. Kein Neuland für POTHEAD!
Das Tempo zieht an und
irgendwie schleicht sich bei „Emotion of the potion“ ein gewisses Discofeeling
ein. Zumindest sehe ich bei der dargebotenen Rhythmik unschön zappelnde Leute
auf einer Tanzfläche vor mir! Aber das bezieht sich wirklich nur auf den
Rhythmus des Songs, denn die Gitarren halten das Stück mit aller Kraft im
Rockgeäst fest. Trotzdem geht das Ding unweigerlich total in die Beine. Der
Spannungsbogen, der durch den atmosphärischen Mittelteil mit Hilfe von
Keyboards erzeugt wird, ist so nicht vorherzusehen und verpasst „Emotion of the
potion“ das Prädikat: „äußerst interessant“.
Nach der ungewollten beschämenden Tanzeinlage
setzte ich mich wieder in den Schaukelstuhl und genieße zurückgelehnt die
Ballade „Overblown“. Das ist auch so ein Gebiet auf dem POTHEAD ein jedes Mal
aufs Neue brillieren. Sie schaffen es scheinbar mühelos, packende mit Emotionen
gefüllte Balladen zu schreiben, die keinerlei Züge von Kitsch und Klischee
erfüllen. Minimalistisch, aber berührend und gefühlvoll bis ins Mark. Unnötig
an dieser Stelle auf Brads stimmliche Umsetzung hinzuweisen. Traumhaft!!!
Doch
gerade als man so schön eingelullt ist, bricht das Stück abrupt ab und man
sieht sich mit „Frame in your mind“ konfrontiert. Sythieschwaden schwirren
einem um den Kopf. Größtenteils wird der Song von Gesang, Drums und eben
erwähnten Synthieklängen getragen. Die Gitarren tauchen zwar auch auf, sind
aber eher Beiwerk. Die Gesangsrhythmik zeigt hier und da Parallelen zu älteren
POTHEAD-Werken auf, aber so wirklich stört das auch nicht.
Auf „Old bitter“
herrscht wieder der gewohnte POTHEAD-Sound. Druckvoll schleppend walzt das
Stück dahin und ich wippe zu den eindringlichen „Oh ho ho“-Gesangspassagen im
Takt mit. Hier geben die sparsam gesetzten Keyboardsequenzen ordentlich Tiefe
hinzu. Guter Song.
Jetzt kommt ja schon fast ein Sommerhit. „Bombay“ bietet
einen relaxten Groove und ist mit einem Refrain bestückt, der Ohrwurmcharakter
hat. Da bleibt was hängen. Mit seinen verschiedenen Stimmungsebenen ist dieses
Stück neben „Emotion of the potion“ das wohl Ungewöhnlichste auf „Jackpot“.
Hier geht es ein ganzes Stück weit übern Tellerrand und aus der Wohlfühlzone
der Band hinaus. Gefällt mir gut und auch hier ist das Prädikat: „äußerst
interessant“ mehr als angebracht.
Klassische POTHEAD-Powerchord-Rückungen und
drückende Groovelemente a la „Indian song“ hält „Boilermaker“ bereit und
schlürft gewohnt dahin. Heimspiel, würde ich sagen.
Flott vorwärts
und ein wenig an MOTÖRHEAD angelehntes Riffing begegnet uns bei dem schnellsten
Lied der Platte „Detroit“. Nicht unbedingt originell, ergänzt aber gut die
Dynamik von „Jackpot“. Kann man gelten lassen.
Ich kann mir nicht helfen, aber
bei „Rock satellite“ fühle ich mich an JUDAS PRIEST zu „Killing Machine“-Zeiten
erinnert. (Natürlich nur was die Riffs angeht, gesanglich gibt’s logischerweise
keine Ähnlichkeiten.) Ich will damit
auch nicht sagen, dass die Nummer plump abgekupfert ist, sie transportiert aber
unheimlich das Feeling dieser besagten Priest-Scheibe aus dem Jahre 1978. Mich
reißt sie mit und begeistert durch Harmonie und Energie. Feine Sache.
„Northern
lights“ schaltet locker 2 Gänge zurück, bezaubert mit Atmosphäre und rockt
trotzdem gehörig. Hier wird nicht lange gefackelt, der Song ist recht kompakt
und ruckzuck unvermittelt zu Ende, wie somit auch das Album im Ganzen. Mit
knapp 35 Minuten Spielzeit muss man sich dieses Mal leider zufrieden geben.
Für
den einen oder anderen mag das vielleicht ein Kritikpunkt sein, ich empfinde es
aber als weniger schlimm, da dass Trio alles in allem eine sehr gute Platte
vorgelegt hat. Klasse statt Masse eben!
Fazit:
Kurzum - ich bin begeistert.
Nicht, dass
POTHEAD irgendwann mal ne schlechte Platte herausgebracht hätten, aber mit
„Jackpot“ wirken sie eben irgendwie frischer, direkter und agieren wieder etwas
vielseitiger. Hätte ich ehrlich gesagt so nicht erwartet und somit lässt sich
die eingangs gestellte Frage nach der Notwendigkeit des Reviews einvernehmlich
mit Ja, ja und nochmals JA beantworten.
Anspieltipps: „Rhyme in time“,
„Overblown“, „Bombay“ und „Rock satellite“
Bewertung: 9 von 10 Punkten
Tracklist:
01 .Take your queen
02.Rhyme in time
03.Drone
04.Emotion of the potion
05.Overblown
06.Frame in your mind
07.Old bitter
08.Bombay
09.Boilermaker
10.Detroit
11.Rock
satellite
12.Northern lights
Besetzung:
Brad – Vocals, Guitar
Jeff –
Bass
Nick – Drums
Für die Freunde der physischen Tonträger:
„Jackpot“
gibt es neben der CD-Ausgabe auch als Picture-Disc und seit kurzem auch als
180g-Vinyl-Variante.
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