Info
Bandname:
Annihilator
Albumname: Feast
Musikrichtung: Thrash Metal
Erscheinungsjahr: 2013
Label:
UDR GmbH
Herkunft: Kanada
Facebook:
www.facebook.com/pages/Annihilator/9614139730
Website: www.annihilatormetal.com
Nach 3 Jahren Tonträger-Abstinenz steht jetzt
Album Nummer 14 in den Startlöchern. Ich muss gestehen, dass ich bei jeder
anstehenden Veröffentlichung der Kanadier meinen Blick zuerst auf die
Besetzungsliste werfe. Der Grund? Naja, das Personalkarussell dreht sich bei
ANNIHILATOR in schöner Regelmäßigkeit und tief im Inneren hoffe ich nun seit
Längerem schon darauf, dass die Fliehkräfte Sänger/Gitarristen Dave Padden mal
erfassen. Er ist zwar kein abgrundtief schlechter Sänger, aber auch nach 5
Studioalben in knapp 10 Jahren kann ich mich einfach nicht mit seinem
Gesangsstil anfreunden. Für mich bleiben Joe Comeau, Coburn Pharr oder durchaus
auch Jeff Waters selbst, die Stimmen, die ideal zu ANNIHILATOR passen und
kräftige Akzente gesetzt haben.
Mal abgesehen vom Gesang, kränkelte die Band
zuletzt auf ihrem selbstbetitelten 2010er Werk außerdem an einer gewissen
Eindimensionalität. Wohingegen dessen Vorgänger Metal aus dem Jahre 2007 eher die Charakteristik eines Samplers (aufgrund
der klassentreffenartigen Gastbeiträge) aufwies. Das war ebenfalls nicht so
überzeugend.
Kurz gesagt, die Erwartungen sind bei mir zurzeit nicht sonderlich hoch. Eigentlich kein schlechter Ausgangspunkt, denn wer nichts erwartet wird nicht enttäuscht! Oder doch?
Kurz gesagt, die Erwartungen sind bei mir zurzeit nicht sonderlich hoch. Eigentlich kein schlechter Ausgangspunkt, denn wer nichts erwartet wird nicht enttäuscht! Oder doch?
Jeff Waters legt mit straffem Riffing vor und
präsentiert im weiteren Verlauf eine ANNIHILATOR-typische Thrash-Abrissbirne.
Guter Albumeinstieg, jedoch keine Überraschung. „Deadlock“ ist also gewohnt
solide Kost, aber mehr auch nicht. Gesanglich geht der Song größtenteils in
Ordnung, kann man ertragen. Hier und da streut Jeff feine Leads und Licks ein,
der Mann hat’s einfach drauf und für mich der Grund, warum ich trotz diverser
Kritikpunkte weiterhin die Entwicklung der Band verfolge.
Mit einem leichten
Hang zur Dissonanz ertönt das klirrende Intro zu „No way out“. Sowas wirkt
immer irgendwie interessant, da dissonante Tonverbindungen von Hause aus eine
gewisse Spannung mitbringen. Da wird das Ohr im Gegensatz zur gewohnten
Tonalität wenigstens gefordert. Schnell wandelt sich das Stück wieder zu einem geläufigen
flotten Riffmonster, wenn auch nicht so biestig wie der Opener. Es geht relativ
schnell wieder vom Tempo runter. Jetzt wird’s gesanglich für mich schon etwas
kritisch. Dave Padden rauscht hierbei voll über meine Toleranzgrenze. Mal
abgesehen davon, dass die rhythmische Darbietung des Gesangs vielen anderen
Songs der Kanadier ähnelt, was allein schon traurig ist, aber wenn er dann noch
versucht melodisch zerbrechlich zu singen, hört für mich alles auf. Das klingt
so künstlich (ich will gar nicht wissen, was da am Rechner noch alles gefummelt
wurde). Selbst die stark aggressiven Passagen kann ich ihm nicht abnehmen, da
fehlt einfach Substanz in der Stimme. Alles was im Zwischenraum passiert, kann
man halbwegs gelten lassen. In Summe kein besonders gelungener Song.
Etwas groovebetonter tönt „Smear campaign“. Nicht sonderlich originell, das Positivste bleibt auch hier die Gitarrenarbeit. Nein, die Nummer bügelt mir auch nicht die Falten aus der verknitterten Stimmung.
Etwas groovebetonter tönt „Smear campaign“. Nicht sonderlich originell, das Positivste bleibt auch hier die Gitarrenarbeit. Nein, die Nummer bügelt mir auch nicht die Falten aus der verknitterten Stimmung.
„No surrender“, ein weiterer Standard aus dem Hause
ANNIHILATOR? Ja und nein, denn dabei warten partiell kleinere Ausflüge in den
Funk-Sektor. RED HOT CHILLI PEPPERS werden einige sagen, als Vergleich
sicherlich legitim, aber ein Patent auf Funk hat diese Kapelle ja nun wahrlich
nicht. „No surrender“ ist ein interessanter Farbklecks und auch hier brilliert
Jeff Waters ein weiteres Mal, aber abgesehen davon kein Grund zum Ausflippen.
Thrash
´n´ Roll wäre eine gute Überschrift für „Wrapped“. Als Gastsänger hat man dabei
Danko Jones verpflichtet, was das Lied aber keinen Meter weiterbringt. Der
Beitrag ist kein Gewinn, da Danko Jones seiner Stimme hier mehr Kraft verleihen
will, als sie eigentlich von Natur aus innehat. Der nervig hektische Refrain
lässt meinen Skip-Tasten-Finger gewaltig zucken. Danke, der Nächste bitte!
Nun
ist Balladenzeit. Eine Disziplin, die Jeff Waters und Co in der Vergangenheit
schon souverän gemeistert haben. Das unterirdische „The one“ vom All For You -Album möchte ich am
liebsten unter den Tisch kehren, wo es eigentlich hingehört. Obwohl dabei die
größte Parallele zu „Perfect angel eyes“ mit Dave Padden auszumachen ist und
genau das ist der Knackpunkt. Er schmachtet hier so schmalzig, aber am Ende
passt das wesentlich besser zu seinem poppig ausgelegten Klargesang. Egal bei
welchem Song er diesen einsetzt, kommt bei mir immer die Assoziation zu
diversen Pop- und Boygroup-„Sängern“. Überhaupt nicht mein Ding, auch wenn es
nicht so schrecklich wie besagtes „The one“ ausfällt. Nichts gegen ruhige Töne
und Balladen, aber „Perfect angel eyes“ überzeugt mich nicht. Einfallslose
08/15-Schnulze und von einstigen Volltreffern vom Schlage eines „Phoenix
rising“ so weit entfernt wie China von der Demokratie.
Nach kleineren Ausflügen
in andere musikalische Gefilde und feine Stilmixe wird nun wieder das volle
Brett gefahren. Hier übernimmt Jeff Waters den Gesangsposten, zumindest in den
Strophen. Kurzzeitig steht hin und wieder der Bass im Vordergrund und erinnert
mich vom Klang her witziger Weise an KISS zu Dynasty-Zeiten, aber das nur als Randnotiz. Obwohl „Demon code“
kein Überflieger ist, gefällt er mir trotzdem ganz gut, da er einige harmonische
Facetten bereithält und nicht nur eindimensional vor sich hin rumpelt.
Der
Anfang zu „Fight the world“ mit seinen akustischen Gitarren und der
hinzukommenden Leadgitarre versetzt mich 20 Jahre zurück zu Set The World On Fire. Kurz darauf
entfaltet sich wieder ein typischer Thrasher der neueren Bandgeschichte. Von
den Klangfarben her aber recht abwechslungsreich, angenehm melodisch und mit
jeder Menge Dynamik ausgestattet. Kann man so stehen lassen und bietet einen
guten Querschnitt zum Klanguniversum von ANNIHILATOR.
Das kann ja jetzt wohl
nicht ernstgemeint sein?! Der Einstieg zu „One falls, two rise“ ähnelt dem zu
„Fight the world“ ja beinahe wie ein AC/DC-Album dem anderen. Lediglich ein
paar zusätzliche Effekte wurden auf die Gitarre gelegt. Hier kommt die Melodie
durch den Bass ins Geschehen bevor Kollege Padden wieder im Jammermodus die
Szene betritt. Alles ganz seicht und entspannt, bevor erneut der Thrash-Hammer
schwingt. Es wechseln sich pfeilschnelle Passagen mit stampfenden
Streckenabschnitten ab. Stellenweise bringen kleinere Zwischenparts
Erinnerungen an die Frühwerke der Band hoch. In den knapp über 8 Minuten
Spielzeit fährt man erneut nochmal alles auf, was ANNIHILATOR so zu bieten
haben. Vielschichtiger Song, gefällt mir durchaus - trotz des (ja, nochmal
Einen drauf!) Gesangs.
Fazit:
Der große Wurf ist der Band mit Feast nicht gelungen. Dennoch ist das
Album interessanter geworden als sein Vorgänger und zählt somit für mich
zusammen mit Schizo Deluxe zu
den besseren Alben der Padden-Ära. Leider ist dieser mit seiner viel zu
schwachen und für eine Band, die vornehmlich im Thrash-Sektor ihr Unwesen
treibt, völlig unpassenden Stimme, nach wie vor eine absolute Fehlbesetzung. Die
größte Waffe im ANNIHILATOR-Kosmos ist und bleibt die grandiose Gitarrenarbeit
des Jeff Waters. Was die Produktion anbetrifft, ist mir das im Ganzen einfach
wieder zu glatt und steril. Gerade auch der sehr künstliche Schlagzeugsound und
das einfallslose, geradlinige Standarddrumming können nicht überzeugen. Man
sollte Jeff Waters wirklich mal aus seiner Wohlfühlzone zerren. Fremdes Studio,
externer Produzent (vielleicht hat ja Andy Sneap Zeit und Laune) und einen Joe
Comeau ans Mikro. Wenn man dann als Band zusammenkomponiert und Jeff Waters sein
Songwritingmonopol ein Stück weit aus der Hand gibt, vermeidet man diese
offensichtlichen Selbstzitate. So wird das wieder was, versprochen!
Hörtipps:
„Deadlock“, „No surrender“, “Demon code”, „One falls, two rise“
Bewertung:
5 von 10 Punkten
Tracklist:
01.Deadlock
02.No way out
03.Smear campaign
04.No
surrender
05.Wrapped
06.Perfect angel eyes
07.Demon code
08.Fight the world
09.One
falls, two rise
Besetzung:
Jeff Waters: Guitars, Basses, Backing vocals
Dave
Padden: Vocals
Mike Harshaw: Drums
Für die Freunde der physischen Tonträger:
Zusätzlich zur Standard-CD gibt es ein 2-CD Digibook (inkl. 3D-Cover und
Bonus-CD mit 15 neuaufgenommenen Klassikern) und natürlich auch Vinyl
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