Sonntag, 27. Oktober 2013

CD-Review: The Trousers - Freakbeat


Info
Bandname: The Trousers
Albumname: Freakbeat
Musikrichtung: 60s/70s Rock
Erscheinungsjahr: 2013
Label: EMI Music Pbl.
Herkunft: Ungarn
Facebook: www.facebook.com/thetrousers

Ich habe eine Quizfrage für euch: Ungarn und Rockmusik. Wem fällt da spontan eine bekannte Band ein? Die Kinder der 1960er und 70er erinnern sich vielleicht an Omega, Metal-Fans kommt vielleicht der Name Ektomorf in den Sinn. Aber sonst? Ich hätte da noch einen Namen für euch: THE TROUSERS! Freakbeat, das dritte Album der Band, erschien im April dieses Jahres und gibt’s heute bei uns im Review.

Was macht Freakbeat also aus? Schon an der Produktion merkt man, dass es sich bei der Platte eindeutig um Musik handelt, die sich an die 60er und 70er Jahre des letzten Jahrhunderts anlehnt. Ein Klang der typisch war für die späten Beatles und Bands, die ihnen gern nachahmten. Leichter Hall auf dem Gesang, so dass das Ganze ein klein wenig psychedelisch wirkt, dreckig verzerrte Gitarren, die nicht mehr Kuschelrock, aber eben auch noch nicht Hard Rock sein können, ein prägnanter Bass und ein präsentes Schlagzeug. Für die Fans des modernen Klangs nichts lohnenswertes, für Nostalgiker dafür umso besser geeignet und sicher unglaublich großartig auf Vinyl.

Kommen wir zu den Songs: Freakbeat beginnt mit dem Song „I Get Around“, der uns klassisch rockig in die frühe 70er Rockmusik wirft. Coole Riffs, netter Groove und druckvoller Gesang, die Leads fliegen einem um die Ohren – also alles was einen guten Rocksong der Zeit ausgemacht hat. Wer hier nicht mitnickt, hat entweder kein Musikgefühl oder ist ein chronischer Opportunist und hat vergessen wie das Nicken geht. Der Pluspunkt für letztere ist: Man kann auch im Takt den Kopfschütteln. Bei „Sister Sludge“ kracht es im Intro erstmal richtig. Hier kommen mir die 90er-METALLICA in den Sinn, die dann für den Rest des Songs (vielleicht bis auf den Solo-Teil) von den Stones abgelöst werden. Was für ein Song und ein absolut genialer Start des Albums!

Die Platte geht genauso weiter wie sie angefangen hat. „Fear of the City“ ist ein unglaublich grooviger Rock-Titel, bei dem man sich am liebsten auf seine Harley setzen würde um über die Route 66 entlangzurattern. Die klassischen Rocker haben bis hierher sicher einigen Spaß. Und wer vorher nicht viel von klassischer Rockmusik gehalten hat, den wird es bei dem Albumbeginn definitiv mitziehen. Mit „Freakbeat“ folgt der Titelsong und eine kleine Hommage an „Born to Be Wild“ im Intro. Unterschwellig zwar, aber doch deutlich genug um es mitzubekommen. Hier fällt mir zum ersten Mal die dezente Rockorgel auf, die sich bei bisher jedem Song unauffällig in meinen Gehörgang geschmuggelt hat (wie sich allerdings erst bei mehrmaligem Hören herausstellte).

Bisher bewegen wir uns musikalisch in der Zeit zwischen den Endsechzigern und frühen Siebzigern. „Under the Wheel“ allerdings befördert uns in etwas frühere Gefilde. Ich bin mir nicht ganz sicher auf welcher Beatles-Scheibe er sich besser machen würde, aber ich tendiere doch eher zur Help! als zur Revolver. Die frühen Beatles werden bei „Electric Garden“ dann von den späten abgelöst. Der Song, der mir hier besonders in den Sinn kommt, ist einer meiner Lieblingssongs der Fab Four. Und tatsächlich spielt die Orgel, die in dem Song sogar zu Soloehren kommt, kurz das Intro von „Come Together“ an. Sehr gelungener Titel.

„Crackin' Up Alone“ macht den Klang-Eindruck dann wieder etwas poppiger. Nach den ganzen großartigen Rockern ist die Nummer eine kleine Verschnaufpause, allerdings auch nicht so besonders. Ein benötigter Lückenfüller zum Luftholen. Es folgt der mithilfe des Ex-HELLACOPTERS-Sängers Nicke Andersson aufgenommene „Real Deep Groove“ – coole Soli inklusive. Wen verwundert es da noch, dass der Song stark nach HELLACOPTERS klingt, was aber in diesem Fall eine willkommene Abwechslung ist und sich trotzdem ohne Probleme in das Klanggefüge Freakbeats einfügt.

Bei „Not Afraid to Fall“ wird die Strophe einzig vom Bass und Schlagzeug gespielt, was die Nummer recht groovig macht, allerdings bleibt der Song recht langweilig. Schade, die Scheibe scheint gegen Ende etwas abzubauen. Der nächste Song erinnert mich am Anfang stark an „All Day and All of the Night“ von den KINKS. Das ändert sich auch während des gesamten Songs nicht – ist nämlich ein (sehr originalgetreues) Cover des besagten Songs. Abgeschlossen wird Freakbeat mit „Demon Gasoline“, der wieder an die tollen Rocker vom Anfang der Platte anknüpft. Im Grunde fasst der letzte Song die ganze Scheibe gut zusammen. 90er-METALLICA im Intro, klassischer Rock in der Strophe und typischer 70s Rock im Refrain. Abschluss gelungen.

Fazit: Das dritte Album soll ja bekanntlich die Richtung einer Band bestimmen. Nun kenne ich zwar die ersten beiden Alben von THE TROUSERS nicht (Schande über mich), doch wenn Freakbeat das klangdefinierende Album der Ungarn war, dann sehe ich optimistisch in die Zukunft und werde die Jungs definitiv im Auge behalten.

Hörtipps: „I Get Around“ (siehe Video), „Sister Sludge“, „Under the Wheel“, „Electric Garden“





Bewertung: 8,5 von 10 Punkten

Tracklist:
1. I Get Around
2. Sister Sludge
3. Fear of the City
4. Freakbeat
5. Under the Wheel
6. Electric Garden
7. Crackin' Up Alone
8. Real Deep Groove
9. Not Afraid to Fall
10. All Day and All of the Night (Kinks cover)
11. Demon Gasoline

Besetzung:
Vocals, Guitar: Zoltan Kovary
Guitar: Pete Locke
Bass: Adam Ilias
Drums: Zoltan Cs. Szabo
Gastmusiker
Keyboard: Zsolt Derecsekei
Backing Vocals: Rita Csanyi

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