Info:
Bandname:
We Are Animal
Albumname:
Idolise
Musikrichtung:
Indie/Rock
Erscheinungsjahr:
2010
Herkunft:
Wales
Facebook:
www.facebook.com/weareanimal
Website:
http://weareanimal5.bandcamp.com/
Dem geneigten Leser
unseres Blogs wird es aufgefallen sein. Erscheinungsjahr 2010? Was
ist da los? Ganz einfach: We Are Animal sind mir bei einem Konzert im
Berliner Lido als Vorband von The Joy Formidable aufgefallen und
haben es sich meiner Meinung nach mehr als verdient, einen Beitrag
auf New Rock Reviews zu bekommen. Leider ist die einzige
Veröffentlichung, die man sich von dieser Band bisher erstehen kann, nicht
mehr brandaktuell und fällt somit leider auch aus der Wertung
für das Album des Jahres 2013 (wäre sie von diesem Jahr, wäre sie
zum jetzigen Stand eine meiner Favoriten gewesen), was mich
allerdings nicht davon abgehalten hat, die Scheibe namens „Idolise“
trotzdem zu bewerten.
Die Setlist der fünf
Waliser ist mir wegen meiner Unwissenheit über die Band leider
entfallen, allerdings bin ich mir mehr als sicher, dass einige Songs
von „Idolise“ mit darunter waren. Der Opener namens „1268“
war definitiv dabei und wurde bereits beim Soundcheck vorm Konzert
mehrmals angespielt, was mir durch das elektronische Intro im Kopf
hängen blieb. Was mir auf der Albumversion auffiel, war die fehlende
Intensität der Gitarren, die live natürlich weitaus prägnanter zu
hören waren, auf der Platte allerdings bei „1268“ komplett zu
fehlen scheinen. Daran Schuld ist nicht unbedingt der beim ersten
Hören vermutete Synthesizer, sondern der ungewöhnliche Sound der
Gitarren, die ebenjenen Klang haben. Meine erste Vermutung, dass sich
dies auf dem ganzen Album so fortsetzen würde, bestätigte sich
nicht, denn schon „Unfold Fold“, der ebenfalls auf der Setlist
war, wartet wieder mit eindeutig auszumachenden Gitarren auf. Die
Produktion dieses Songs ist hier besonders hervorzuheben, denn
während der Strophe gibt es einen Wechsel zwischen linker und
rechter Gitarre, der dem gesamten Abschnitt einen wellenähnlichen
Eindruck verleiht und es mir nicht leicht macht, das Lied aus dem
Kopf zu bekommen.
Mit „Black Magic“
folgt der nächste Hit der Platte, bei dem auch textliche Highlights
hervorzuheben sind. Vom ersten Vers der Strophe („We saw some
movements up in the tree tops / Mind if we ask how you got so high“)
bis hin zum Refrain („It's black magic, it's black magic / you
can't see it 'cause you're blind“) ein Text, der künstlerisch
kreativ ist und durchaus zum Nachdenken anregt. „Hunting“ ist
sicher für viele „Idolise“-Hörer nicht einfach, da die
Eintönigkeit der Gitarren und die Länge des Songs bei
Indie-unerfahrenen Musikliebhabern durchaus für leichte
Kopfschmerzen sorgen könnten. Allerdings unterstreicht dieser Song
den Abwechslungsreichtum des Albums, da die Jungs definitiv
musikalisch experimentieren, anstatt stur bei einer Songstruktur zu
bleiben, wie man das von vielen normalen und gefeierten Rockbands der
Neuzeit kennt.
Es folgen mit den
nächsten vier Songs die vier absoluten Highlights auf „Idolise“.
Los geht’s mit „No Vacancy“, bei dem die Gitarren eindeutig im
Vordergrund stehen. Dieser Titel verkörpert genau das, was ich mir
von Indie-Rock vorstelle: Abwechslung, teilweise etwas abgedrehtere
Syntheziser-Klänge und trotzdem kommt auch der wichtige Rockeinfluss
durch. Wieder ein Hit. Dieselben Zutaten findet man auch bei
„Empire“, einem Song mit erneut schrägen Gitarrenklängen, die
durch das simple Ziehen der Saite zustande kommen und so für
melodische Unterschiede sorgen, obwohl nur ein einziger Ton auf der
Gitarre gegriffen wird. Dazu kommt der hämisch auf den großen
englischen Nachbarn anmutende Text:
„ We have a fallen
empire
that's the word on the
streets
we have many conversations
but we don't mention
defeat“
„Wir haben ein
zerstörtes Reich
so sagt man auf den
Straßen
wir haben viele
Gespräche
aber über Niederlagen
sprechen wir nicht“
Und
der textliche Wechsel im Refrain von „Yeah / fallen empire“ zu
„Your fallen empire“ schreit quasi nach Schmäh auf den Nachbarn.
Nach
„Empire“ bekommt man beim Intro zu „Benin“ (ebenfalls auf der
Setlist) mal wieder Synthesizer auf die Ohren. Erst im Pre-Chorus
kommen zum ersten Mal Gitarren zum Einsatz und durch den Hall auf dem
Gesang kommt zumindest bei den Vocals ein leichter Doors-Einfluss
durch. Auch hier leisten We Are Animal wieder vorbildliche Arbeit für
die Indie-Szene. Schon allein durch die an Super-Mario-Soundtracks
erinnernde Syntheziser-Melodie in der Mitte des Songs. Der endgültige Höhepunkt der Scheibe wird für mich mit „Feeding Off
the Energy“ erreicht, der durch seinen Rhythmus einfach nur zum
Mitrocken einlädt. 45 Minuten. Mehr muss ich dazu nicht sagen.
Der
folgende Song, „No Machine“, nimmt die Geschwindigkeit und den
Druck wieder heraus und startet etwas ruhiger. Ich würde ihn zwar
nicht unbedingt als Lückenfüller bezeichnen, aber die Nummer bietet
definitiv eine notwendige Verschnaufpause, die sich mit „Clean Up
and Run“, der einzigen balladesk anmutenden Nummer auf „Idolise“, noch etwas
fortsetzt. Hier kommen zum ersten Mal etwas mystischere Klänge dazu,
die meinen einzigen Kritikpunkt für das Album bringen. Da die Band,
wie auch The Joy Formidable, aus Nordwales kommt, hätte ich mir
tatsächlich unter einer solchen Songstruktur einen walisischen Text
vorstellen können, doch leider muss ich darauf verzichten.
„Super
Overdrive“ zeigt sich wieder von der Indie-Seite. Ein
Synthie-Intro, kaum Gitarren und diesmal ein etwas abgedrehterer
Text. Der Refrain wiederum ist wieder mal ein Ohrwurm, der mir kaum
mehr aus dem Ohr geht. Allerdings habe ich das Gefühl bei fast jedem
Song auf dem Album. „Animals“ rundet das Album mit einer Art
Bandsong ab, was besonders durch den Text im Refrain („We are the
animals“) auffällt. Leider ist das Ende nicht dasselbe wie bei
ihrem Liveauftritt, als man den ganzen Song nach
Velvet-Underground-Manier zerstört hat.
Fazit:
Vielen mag vielleicht schon aufgefallen sein, dass ich mein
musikalisches Augenmerk immer mal wieder auf Wales lege, aber wie
schon Lostprophets, Bullet for My Valentine, Funeral for a Friend,
Kids in Glass Houses und The Joy Formidable beweisen auch We Are
Animal wieder, dass man mit diesem Verhalten nicht viel falsch machen
kann, denn vom kleinen Nachbarn Englands kommen immer mal wieder
Bands mit unglaublich viel Potential zum Vorschein. „Idolise“
überzeugt mit seinem Abwechslungsreichtum, Kreativität und der
klassisch anmutenden Produktion, bei der man einfach von Anfang an
merkt, dass man sich hier nicht von einem großen, auf klinisch
reinen Klang fokussierten Label beeinflussen lassen hat. Ich
jedenfalls gebe dem Quintett ein sehr gut mit Entwicklungspotential.
Hörtipps:
„Unfold Fold“, „No Vacancy“, „Empire“, „Benin“,
„Feeding Off the Energy“, „Animals“
Bewertung: 8 von 10 Punkten
Tracklist:
1. 1268
2. Unfold Fold
3. Black Magic
4. Hunting
5. No Vacancy
6. Empire
7. Benin
8. Feeding Off the Energy
9. No Machine
10. Clean Up and Run
11. Super Overdrive
12. Animals
Besetzung:
Owain Ginsberg
Cynyr Hamer
Dion Hamer
Liam Simpson
Carwyn Ginsberg
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