Info
Bandname: Villagers
Albumname: Awayland
Musikrichtung: Singer/ Songwriter
Erscheinungsjahr: 2013
Label: Domino Recording
Herkunft: Irland
Website:
http://www.wearevillagers.com
Soooooo, begeben wir uns heute mal auf die Singer/
Songwriterschiene – Villagers mit ihrem neuem Album Awayland!
Und damit herzlich willkommen bei New Rock Reviews. Der
Anreiz zu diesem Album kam eher spontan. Ich surfte etwas im Netz und
entschied mich die eine oder andere Neuerscheinung zu erstehen – da war sie
dann dabei... Awayland. Die Band um Conor J. O´Brien ist für mich absolutes
Neuland und ich muss zugeben: ich weiß noch nicht inwiefern mich das Album in
seinen Bann gezogen hat oder nicht. Vielleicht finde ich eine Erklärung während ich
schreibe.
Los geht’s mit dem Titel „My Lighthouse.“ Ein sehr
bedächtiger Titel mit sphärischen Backings und einer sehr simplen aber
wirkungsvollen Gitarre. Die Stimme ist ähnlich gewöhnungsbedürftig wie jene
vom Englischen Singer/ Songwriter Ben Howard. Aber das heißt nicht, dass die
Stimme nicht passt – das Ganze hat einen klaren Wiedererkennungswert, aber es
klingt eben gewöhnungsbedürftig... für meine Ohren jedenfalls. Das liegt aber
vielleicht auch an der Aufnahmetechnik, bei welcher das schmatzen vom Öffnen des
Mundes zu hören ist. Man kann sich schön tragen lassen und die Augen schließen.
Auf jeden Fall ein schönes Intro für ein Album dieser Musikrichtung.
Und damit kommen wir zu „Earthly Pleasure“ – Das tragende
und schwingende wird erst mal über den Haufen geschmissen. Es erklingt eine
kurze Soundcollage aus akustischen Gitarren und Glockentönen, doch dann setzt
der Gesang ein – ein Sprechgesang oder doch eher abstraktes Gewirr. Synthesizer
haben sich mittlerweile hinter das Getümmel geschlichen und die Collage an
Klängen und Gesang und anderweitigen Tönen scheint zwischen dem halbwegs
melodiösen Refrain komplett aus dem Ruder zu laufen. Diesem Titel zu lauschen und einzuschätzen, ist wie eine Interpretation zu Kafkas „Verwandlung“ zu
wagen. Da kann man sich schon reichlich gehen lassen. Auf das erste Mal hören
ist es zu viel, wenn man den Titel aber nach und nach auseinander nimmt,
erkennt man die Details, wie sie den Titel in sich verknüpfen, so ausufernd sie
auch scheinen mögen. Damit lass ich den Titel erst mal liegen und bin gespannt,
was mich noch erwartet.
Synthesizer und Drumbeats eröffnen das Feuer auf die Ohren
in „The Waves.“ Ich bin von der Gesangsart ein wenig gefesselt, ich denke sie
erinnert mich leicht an Michael Jackson – wahrscheinlich ein Titel von der "Dangerous" – nur damit man eine ungefähre Vorstellung hat in welche Richtung die
Show geht. Die Texte wirken hier sehr metaphorisch und die „Klangwelt“ schiebt
sich treffend wie „Wellen“ durch den Song. Ich halte dieses Lied zwar für zu effektüberladen,
aber grundsätzlich hat sich der Künstler etwas dabei gedacht und so lässt er
mit einem Knall, den in sich zusammenstürzenden Song enden. Interessant.
Es haben sich also bis jetzt viel mehr Effekte und Synthies
in das Album gemogelt, als der Opener erwarten ließ. Meine Meinung zu dem Album
scheint zu kippen, doch der nächste Titel „Judgement Call“ lässt aufatmen.
Synthies? Ja, die sind auch hier gegenwärtig, doch der Song startet
grundsätzlich ruhiger und rhythmischer. Aber schon nach der ersten Minute
bauscht sich der Song in der „Judgement Call“ – Parabel auf. Der gezielte Lärm
nimmt wieder zu. Dem Titel zu lauschen heißt zuzusehen wie sich Zuckerwatte an
einem Holzstiel allmählich aufbauscht. Und auch hier wieder ein Knall am Ende.
Leider löschen sich gerade meine Gedanken zu den vorhergehenden Songs. Der Kopf
wird leer und die Struktur der Songs beginnt eintönig und durchsichtig zu
werden. Aber wir sind ja noch lange nicht durch.
„Nothing Arrived“ – ein PIANO, jaaaaa, das hab ich jetzt
gebraucht. Eine dezente Gitarre untermalt das Szenario und das eher basslastige
Schlagzeug macht einen guten Raum im Klangspektrum. Textlich gibt es jetzt auch
für mich das Highlight im Konsens zur Musik:
„I waited
for Something
And Something died
So I waited for Nothing
And Nothing arrived”
Das hat für mich etwas sehr philosophisches. So kann es
sein. Nur, dass der Titel wieder in einer Synthesizerspur endet stört mich ein
wenig – ist aber zu verschmerzen.
Es folgt ein Titel, der wieder ein etwas komplexer wirkt –
„The Bell.“ Ich bereite mein Gehirn auf die nächste Soundofferte vor. Es
beginnt eine Gitarre, welche mir irgendwie bekannt vor kommt, es legt sich eine
weitere Gitarre drauf, welche einem Roadmoviesound gleichkommen könnte und der
Song geht noch ein wenig weiter auf. Doch nach etwa einer Minute reduziert sich
der Song schlagartig auf die erste Gitarre und ein Piano und die Vorbereitung
für einen äußerst hypnotischen Refrain beginnt. Das Schlagzeug und der folgende
Sound lässt „John Travolta“ in meinem Kopf fingerschnippend über die Leinwand
tanzen. Der Song steht und fällt aber ganz klar mit dem Refrain. Einzelne
Passagen sind sehr nett und passen durchaus zum Song, aber am meisten nervt
mich wieder die Steigerung des Songs und die alleinstehende Synthesizerspur am
Ende.
Und es folgt der Titeltrack „Awayland“ – wahrscheinlich der
einzige Titel, welcher rein mit physischen Instrumenten realisiert ist, das
lässt sich zumindest aus dem Booklet erahnen, indem Streicher erwähnt sind. Ist zwar schön anzuhören, aber warum das der
Titeltrack wurde, kann ich mir jetzt nicht erklären.
„Passing a Massage“ – ein Titel ähnlich wie man ihn auf dem
Album schon drei oder viermal gehört hat. Rhythmusgruppe ist zwar ganz nett
unterwegs, aber es ist wieder einer dieser Zuckerwattesongs... mehr sag ich
dazu nicht, außer dass hier dezent eine wirklich gute Basslinie im
Hintergrund läuft.
Allmählich bekomme ich das Bedürfnis, das Review
abzubrechen, da mir auch langsam die Worte zu dieser immer wiederkehrenden
Songstruktur ausgehen. „Grateful Song“ ein sehr zärtlich gesungener Anfang,
welcher an die Band „I Like Trains“ erinnert, aber Conor steigert die Stimme
und der Song nimmt an Volumen zu. Das Schlagzeug wird um sich greifender und außer
der Melodie zieht hier nix den Kopf aus der Schlinge. ZUCKERWATTE, ZuCkErWaTtE, ZuckerwattE.
„In A Newfound Land You Are Free“ – der Titel sticht hervor
- aufgrund seines langen Namens. Ok, ich will nicht so sein. Es ist ein
pianolastiger Song mit einer zarten Gitarre, dennoch wirkt es leicht lustlos
und desinteressiert. Aber, der Titel kommt ohne übertriebene Synthesizer oder
Zuckerwattestruktur aus. Das ich das noch erleben darf!
Damit kommen wir zum Abschluss des Albums! „Rhythm Composer“
ist der Slowmotionschuhplattler, des Singer/ Songwriter Conor J. O´ Brien, der
mir mit dieser Nummer womöglich zeigen will, dass der Rhythm Composer ein Synthesizer
sein muss. Und ein wenig bezeichnend, artet dieser Song mit Eselslauten aus. Da
bleibt nur zu hoffen, dass der einschneidende Part auf dem Piano nur rein
zufällig wie „Cold as Ice“ klingt.
Fazit: Es scheint, als würde eine riesige Dehnungsfuge aus
lückenfüllenden Songs die klaffenden Löcher zwischen den zwei, drei wirklich
interessanten Songs füllen wollen. Doch wenn ich versuche eine
Dehnungsfuge zu ziehen, bleibt der ganze Mist irgendwo kleben und es wird zum
hoffnungslosen Fall für die Abrissbirne. Wirklich schade. Denn gerade nach dem
Intro hab ich mir wirklich große Hoffnung gemacht, dass das ein ganz interessantes Album sein könnte. Gute Ansätze sind da, deshalb werde ich bei
den Jungs dran bleiben. Denn auch mein Geschmack kennt Grenzen. Und ganz nach
dem Motto: „Was der Bauer nicht kennt, frisst er auch nicht!“ werde ich mich
erst noch an den hier gebotenen „Fraß“ gewöhnen müssen. Für Fans von diesen
aufgebauschten Songs ist das Album jedoch bestimmt ´ne Investition wert.
Vielen Dank fürs Lesen, sagt
Der Ron
Hörtipps: My
Lighthouse, Nothing
Arrived, The Bell
Bewertung: 5 von 10 Punkten
Tracklist:
01.
My
Lighthouse
02.
Earthly
Pleasure
03.
The
Waves
04.
Judgement
Call
05.
Nothing
Arrived
06.
The
Bell
07.
Awayland
08.
Passing
a Massage
09.
Grateful
Song
10.
In A
Newfound Land You Are Free
11.
Rhythm Composer
Besetzung:
Vocals, Acoustic Guitar, Percussion,
Beats& Samples, Synthesizer: Conor J. O´Brien
Backings, Electric Guitar, Mandolin: Tommy McLaughlin
Backings, Piano, Organs, Synthies: Cormac Curran
Drums, Percussion, James
Byrne
Bass Daniel
Snow
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