Info
Bandname: Jex Thoth
Albumname: Blood Moon Rise
Musikrichtung: Doom / Psychedelic Rock
Erscheinungsjahr: 2013
Label:
I Hate Records
Herkunft: USA
Facebook: de-de.facebook.com/pages/Jex-Thoth-Official/360347127314661
Website:
www.jexthoth.net
Viel verraten JEX THOTH nicht über sich,
man muss die Infos zur Band schon mehr oder weniger mit der Lupe suchen. Dafür
spricht die Musik eine sehr eindeutige Sprache und das ist ja im Prinzip auch
das, worauf es ankommt.
Bisher hat die Band um Frontfrau Jex ein Album und zwei
EP’s veröffentlicht und sich damit schon eine gute Reputation erspielt. Bestens
geeignet, den Namen weiter hinaus in die Welt zu tragen, ist auch ihr aktuelles
Werk Blood Moon Rise.
Bei mir rotiert
die Langrille schon eine ganze Weile auf dem Plattenspieler und es war längst
eine Rezension überfällig. Also halte ich die Vorrede kurz und kümmere mich ums
Wesentliche.
Unheilvoll verkündet „To bury“ den monoton stampfenden
Albumeinstieg. Der finstere Prolog wird allein durch die elfenhafte Stimme
erhellt und als wirklich wahrgenommen. Im Hintergrund entfalten sich kleine
psychedelische Klangelemente und ein knarrendes Cello in der klirrend
bedrohlichen Atmosphäre. Da ist man bestens eingestimmt.
Schon wesentlich
liedhafter mit rotzig bleischweren Gitarren bricht „The places you walk“ aus
dem Nichts hervor. Die eigenständigen Gesangsmelodien packen unweigerlich zu
und halten einen fest in der Umklammerung. Verfeinert wird das geradlinige
Stück mit kleinen prägnanten Licks und sphärischen Keyboardpassagen.
Das Wetter
schlägt um und man sieht sich mit einer bedrohlichen Klangwolke konfrontiert.
Unablässig hämmert sich der Anfang in die Ohrmuschel und erst als die Stimme
einsetzt, schimmern erste Strahlen durch das Dunkel. Zähfließend ergießt sich
der weitere Verlauf von „The divide“. Auch wenn der Vergleich mehr als hinkt,
so erinnert mich die Gesangsdarbietung von Jex doch sehr an den einzigartigen
Ian Anderson. Sie bedient sich ebenso einer eigenwilligen Gesangsweise, die
mich sehr anspricht und sich zudem prima vom Einheits-Sing-Sang abgrenzt. Die
Orgel schwelt im Hintergrund und nachdem die schwarze Klangwand
zwischenzeitlich wieder deutlich zugezogen wirkt, schiebt sich ein verstörend
klingendes Cello durch die scheinbar undurchdringliche Masse. Die Stimmung, die
dieses Stück versprüht, ist einfach fesselnd, um nicht zu sagen magisch. Die
Töne und Klanggebilde haben genügend Raum sich vollends entfalten zu können,
typisch Doom eben.
Plötzlich erstrahlen versöhnlich warme Klänge und man hat
den Eindruck, eine gemütliche und doch geheimnisvolle Klanghöhle zu betreten.
Hier und da ein zarter Lichtschein, weicher Nebel zieht draußen vorbei und man
bahnt sich langsamen Schrittes seinen weiteren Weg hinein „Into the sleep“. Die
bezaubernde warme Stimme nimmt einen bei der Hand und geleitet weiter durch den
Song, vorbei an funkelnden Keyboard- und Synthie-Elementen bis hin zum
verträumten Gitarrensolo. Diese Atmosphäre fühlt sich so echt an, wunderbar
umgesetzt. Das könnte von mir aus ewig so weiter gehen.
Doch schon hat man den
Wohlfühlort wieder verlassen und das kleine instrumentale Zwischenspiel „And
the river ran dry“ führt mit feinen unverzerrten Gitarrenklängen direkt zu
„Keep your weeds“.
Dieser Song lebt wieder vom wunderbaren Gesang mit
raffinierter Darbietung und starken Hooks. Minimalistische Akkorde und ein
dröhnender Sound verschmelzen zu einem enorm suchtgefährdenden Gemisch. Weniger
ausufernd, eher liedhaft aber deswegen nicht minder betörend. Das Arrangement
ist so grandios, die Soli und Klangfarben so perfekt abgestimmt, dass man
ständig an der Schwelle zur Hypnose steht. Im Augenblick des Fallens wird man
im letzten Moment von der Stimme zurückgeholt oder doch nicht?
Spätestens als
der Plattenspieler so herzlos ist und der Genuss dadurch gestört wird, dass nun
die erste Seite rum ist, steht man leider wieder mit beiden Beinen in der
Realität.
Dröhnend knarzig startet die zweite Seite mit dem kauzigen Titel
„Ehjä“. Innerhalb weniger Töne wird man zurückkatapultiert in die Welt von Blood Moon Rise. Mit unvergleichlicher
Eleganz schleppt sich das Stück dahin. Die Klangebenen schwellen und verweben
sich untrennbar zu einer Einheit. Zwischenzeitlich lösen sich die Gitarren und
winden sich im Einklang. Der Untergrund scheint sich zu öffnen, als wolle das
heiße Magma des Klangbodens quellend hervorbrechen. Die Grenzen zur Dissonanz
werden geschmackvoll überquert und sphärische Keyboards sinken in Zeitlupe auf
das Geschehen herab. Alles wirkt harmonisch bevor eine bizarre Klangcollage das
Ganze überdeckt und erstickt.
Bleischwere Riffs und schwer stampfendes
Schlagzeug türmen sich auf und bilden den Beginn zu „The four of us are dying“.
Schon nach wenigen Takten ist klar, dass hier wieder ein fieser Brocken
bezwungen werden will. Aber ein weiteres Mal kommt einem die fabelhafte Stimme
von Jex zu Hilfe. Trotzdem ein Stück, das im ersten Moment etwas sperrig
rüberkommt und sicher den ein oder anderen Durchlauf brauchen wird.
Akustikgitarre,
Cello und elfenhaften mehrstimmigen Gesang mit hinreißender Melodieführung
bietet „Psyar“. Die Stimmung ist düster aber nicht so bleischwer wie die der
Vorgänger. Das Tempo und die Rhythmik wären eigentlich zum Schunkeln bestens
geeignet, aber die Ästhetik des Stückes verbietet dies natürlich gänzlich. Auch
diese Atmosphäre ist nicht von dieser Welt. Ich höre so gebannt, dass ich nicht
einmal blinzle. Als dann später noch das Gitarrensolo hereinbricht, hebt man
noch mal richtig tief ab in die betörenden Klangwelttiefen von Blood Moon Rise. Das sind so Momente, die
ich am Liebsten in einer Endlosschleife auskosten möchte. Hier ist das Gefühl
und Gespür für die treffende Stimmung das Entscheidende und nicht technische
Raffinesse, schlicht bezaubernd. Weniger schön ist der plötzliche unvermittelte
Schluss, aber man hat ja zum Glück die Option, das Album noch mal aufzulegen
und genau das werde ich sofort tun.
Fazit:
Ein wunderbar fesselndes Album, das in Ruhe genossen werden möchte und auch
sollte. Angesiedelt irgendwo an der Schnittstelle von Doom und Psychedelic
Rock, für Nebenbei ist das nichts.
Mir persönlich gefällt es besser als das
Debüt. Dieses fiel doch eine ganze Ecke kantiger und kauziger aus, was ja an
sich nichts Schlechtes sein muss. Aber im direkten Vergleich wirkt Blood Moon Rise ausgewogener und
homogener, was nicht bedeutet, dass es in irgendeiner Form gefällig wäre.
Neben
der tadellosen Umsetzung und klanglichen Veredelung sei an der Stelle noch mal
der unverkennbare einzigartige Gesang erwähnt. Der weiß zu jeder Zeit zu
gefallen und überzeugt mit Eigenständigkeit.
Ein Album was man wunderbar am
Stück erleben kann und was mit Sicherheit so schnell keine
Abnutzungserscheinungen aufweisen wird. In seiner Vielschichtigkeit verbergen
sich unzählige Details, die mal mehr mal weniger hervortreten. Schlicht gesagt,
das ist Musik für beide Ohren.
Hörtipps: „The divide”, „Into a sleep“, „Keep your
weeds“, „Psyar“
Bewertung: 9 von 10 Punkten
Tracklist:
01.To
bury
02.The places you walk
03.The divide
04.Into a sleep
05.And the river ran
dry
06.Keep your weeds
07.Ehjä
08.The four of us are dying
09.Psyar
Besetzung:
Jex – Vocals/keys
Danny Gonzales – Bass
Matt Jacobs – Guitar
Nick Ray
Johnson – Drums
Brandon Newhouse – Guitar
Für die Freunde
der physischen Tonträger:
Neben der Vinyl-Ausgabe ist Blood Moon Rise auch auf CD erschienen.
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